Mehr Bahn geht nur bei mehr Kapazitäten
Politik fordert NVR zum Handeln auf
Der schnelle Ausbau von Bahn-Angeboten scheitert im Raum Köln derzeit häufig daran, dass die Strecken komplett ausgelastet sind. So hat die DB Netz AG beispielsweise die Strecke zwischen Hürth-Kalscheuren und Remagen im Dezember 2016 für überlastet erklärt. Vor einem Ausbau der Infrastruktur ist eine Verdichtung des Angebots dort also nicht zu leisten. Der Ausbau ist zwar in Planung, wird aber erst in einigen Jahren im Zuge der geplanten neuen S-Bahn-Verbindung zwischen Köln und Bonn erfolgen. Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt.
Den Fraktionen im Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) dauert das zu lange. Sie fordern zu prüfen, wie bei den derzeit durchgeführten Fahrten die Kapazitäten kurzfristig erhöht werden können – oder kurz: wie man mehr Fahrgäste transportieren kann, ohne zusätzliche Züge einzusetzen.
Timm: „Doppelstockzüge und Dreifachtraktion sind nötig“
„Das könnte beispielsweise durch den verstärkten Einsatz von Doppelstockzügen erfolgen“, erläutert der SPD-Vertreter im NVR, Dierk Timm. „Eine andere Möglichkeit wäre, die derzeit vorherrschende Doppeltraktion durch Dreifachtraktionen zu ersetzen. Durch das zusätzliche Triebfahrzeug könnten die Züge verlängert werden.“
Dagegen wird die häufig benannte Digitalisierung des Schienenverkehrssystems auf dieser Strecke wenig helfen. „Dafür gibt es zu viele höhengleiche Bahnübergänge, bei denen ein größerer Abstand zwischen den Zügen vorgeschrieben ist“, erklärt Timm. „Die Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung geboten werden, können deshalb bei weiten nicht ausgenutzt werden. Und bis die höhengleichen Übergänge beseitigt sind, werden noch viele Jahre vergehen.“
Timm weist darauf hin, dass die Zahl der Fahrgäste im Rheinischen Nahverkehr alleine von 2015 auf 2016 um 5% gestiegen ist. „Es wird über Luftverschmutzung in den Ballungsräumen, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge und kostenlosen ÖPNV diskutiert. Wir sind aber an einem Punkt angelangt, an dem schon alleine die Kapazitäten der Züge verhindern, dass mehr Menschen von PKW auf den ÖPNV umsteigen.“ Er fordert deshalb, alle erdenklichen Maßnahmen zu ergreifen, mit denen die Fahrgastzahlen kurzfristig erhöht werden können. „Das hat keine Zeit bis 2030“, meint der Sozialdemokrat.