94,85 Prozent für Dierk Timm

Guido van den Berg MdL und Dierk Timm
Dierk Timm und Guido van den Berg MdL
Ingpeer Meyer, Dierk Timm, Guido van den Berg MdL und Marlies Stroschein
Ingpeer Meyer, Dierk Timm, Guido van den Berg MdL und Marlies Stroschein
Guido van den Berg MdL, Martin Schulz MdEP und Dierk Timm
Guido van den Berg MdL, Martin Schulz MdEP und Dierk Timm

Mit einem Traumergebnis von 94,85 Prozent wurde der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion Dierk Timm als Kandidat für den Deutschen Bundestag im Rhein-Erft-Kreis nominiert. Auf einem SPD-Parteitag entsendeten über 150 Mitglieder den Pulheimer und feierten gleichzeitig den Präsidenten des Europäischen Parlaments Martin Schulz MdEP als Gastredner.

Lesen Sie hier den Bericht: "Die K-Frage: Genossen im Rhein-Erft-Kreis feiern ihren ‚Wunschkandidaten’" von Ulf-Stefan Dahmen in Rheinische Anzeigenblätter vom 05.11.2016:

"Was im "großen" Berlin derzeit (noch) nicht machbar scheint, ist möglicherweise an diesem tristen Novembersamstag in einer mindestens ebenso tristen Turnhalle der 900-Seelen-Ortschaft Neu-Bottenbroich entschieden worden: Die K-Frage innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Der Einmarsch des Gastes aus dem nur wenige Kilometer westlich gelegenen Würselen in die kleine Halle glich einem Triumpfmarsch. 148 Genossinnen und Genossen aus dem Rhein-Erft-Kreis hatten sich von ihren harten Stühlen erhoben, bildeten das Spalier für den Mann, der schon im Vorfeld dieser Mitgliederversammlung hier mitten im rheinischen Braunkohlerevier als der "Wunschkandidat für Kanzelerkandidatur" gefeiert worden war.

Natürlich vermied Polit-Profi Martin Schulz in seiner Rede jeden Hinweis auf mögliche persönliche Ambitionen. Denn auch er weiß nur zu gut: Das gehört sich nicht, solange sich nicht der Parteivorsitzende zu der Frage geäußert hat. Und doch war die Rede viel mehr als nur ein freundliches Grußwort zur Unterstützung des lokalen Kandidaten. Es war die Rede eines Wahlkämpfers, der die SPD wieder an die Macht bringen möchte: "Wenn die traditionellen Parteibindungen nicht mehr funktionieren, wenn sich ein Großteil der Wählerinnen und Wähler erst kurzfristig entscheidet, dann ist im Wahlkampf alles möglich."

Frenetischer Beifall – in einer Tonalität wie er in den vergangenen Jahren kaum noch bei Zusammenkünften der SPD hier im Rhein-Erft-Kreis aufgekommen war – unterbrach die Rede immer wieder. Und Martin Schulz wurde nicht müde, an die Traditionen der deutschen Sozialdemokratie zu erinnern: "Wenn es eine Partei in der Bundesrepublik gibt, die die Demokratie in ihrer DNA trägt, dann ist das die SPD." Und dann der Satz: "Eine sozial gerechte Gesellschaft ist der beste Schutz für die Demokratie. Das ist die Zeit der Sozialdemokratie."

Schnell war Martin Schulz nach seiner umjubelten Rede wieder aus der Halle verschwunden. Zu schnell, um noch ernsthaft mit der Frage nach seiner möglichen Kanzlerkandidatur konfrontiert zu sein. Und doch blieb diese an diesem Vormittag nie offen gestellte Frage nicht unbeantwortet: "Wenn der künftige Kanzlerkandidat der SPD schon alles gesagt hat, dann ist es für mich natürlich um so schwieriger", begann Dierk Timm seine eigene Bewerbungsrede. Und die endete mit einem beachtlichen Ergebnis: 94,8 Prozent der anwesenden SPD-Mitglieder wählten ihn zu ihrem Kandidaten für den Bundestagswahlkreis Rhein-Erft-Kreis I."

Lesen Sie hier den Bericht: "Martin Schulz begeistert die SPD" von Manfred Funken im Kölner-Stadt-Anzeiger bzw. in der Kölnischen Rundschau vom 07.11.2016:

"Der SPD-Bundestagskandidat für den Wahlkreis 91 steht fest. Mit 94,8 Prozent der Stimmen nominierten die Mitglieder beim Parteitag in Neu-Bottenbroich den Pulheimer Dierk Timm. Zuvor unterstrich Gastredner Martin Schulz den Regierungsanspruch der SPD und forderte mehr soziale Gerechtigkeit und Solidarität in Deutschland und Europa.

Rund 160 SPD-Mitglieder waren am Samstag in die Mehrzweckhalle im Kerpener Stadtteil Neu-Bottenbroich gekommen, um den Kandidaten für Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Kerpen, Hürth und Pulheim zur nächsten Bundestagswahl aufzustellen. Kreisparteivorsitzender Guido van den Berg betonte, er sehe keine Alternative zur Regierungsbeteiligung der SPD. Auch wenn dies mit Zugeständnissen verbunden sei, könne man stattdessen nicht tatenlos zusehen.

Bewerber Dierk Timm hatte sich als Gastredner Martin Schulz gewünscht, und der Präsident des Europaparlaments kam. Schulz hielt eine flammende Rede. Man dürfe die Welt nicht den Trumps und Le Pens überlassen, sagte er. „Wenn die gewählt werden, fallen wir zurück in die 20er- und 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts.

Die SPD habe dagegen die „DNA der Demokratie in den Adern“. Und keine Partei sei mehr als sie herausgefordert, wieder mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen. „Das Gefühl der Ungerechtigkeit frisst sich in den Alltag der Menschen, die hart arbeiten und sich an die Regeln halten“, so Schulz. Schuld daran seien Großkonzerne, die in Deutschland Milliarden Gewinne machten, aber keine Steuern zahlten. Früher hätten die Eltern hart gearbeitet, damit sie den Kindern Ausbildung und ein besseres Leben ermöglichen konnten.

Heute müssten Eltern in Griechenland und anderswo auf alles verzichten, um die Banken zu retten, und ihre Kinder seien arbeitslos. „Gerechte Bezahlung, gerechte Steuern, ein gerechtes Gesundheitswesen, Bedingungen für ein würdevolles Leben“ seien die Ziele der SPD, sagte Schulz.

Als Dierk Timm Martin Schulz unter tosendem Beifall zum nächsten Kanzlerkandidaten der SPD ausrief, war der schon längst unterwegs zum nächsten Termin. So eilig verließ Schulz den Saal, dass er sogar den unter tosendem Applaus überreichten Blumenstrauß mitzunehmen vergaß.

Dierk Timm, was sollte er noch sagen nach einem solchen Redner? Investitionen seien allenthalben wichtiger als die schwarze Null im Bund oder die Schuldenfreiheit im Rhein-Erft-Kreis. Investitionen in bezahlbaren Wohnraum, in Mobilität, in Infrastruktur und nicht zuletzt in Bildung forderte der Bewerber.

153 der anwesenden Mitglieder gaben ihre Stimme zur Kandidatenaufstellung ab, und alle schafften es, nur ein Kreuz zu machen. Bei zwei Enthaltungen und sechs Nein-Stimmen votierten 145 Sozialdemokraten für Dierk Timm.

Karriere:

Dierk Timm ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Pulheim. Der Diplom-Kaufmann war viele Jahre in leitender Position bei einer Bank tätig. Heute arbeitet er selbstständig als Geschäftsführer einer Hausverwaltung.

Seit 32 Jahren ist Timm Mitglied der SPD. Im Kreistag und im Rat der Stadt Pulheim fungiert er als Fraktionsvorsitzender. Anlauf auf ein Mandat nimmt er zum dritten Mal. 2002 scheiterte er im parteiinternen Duell mit der späteren Bundestagsabgeordneten Gabriele Frechen. 2013 unterlag er dem Bedburger CDU-Gegenkandidaten Georg Kippels. Timm erzielte damals 36 Prozent der Stimmen, Kippels 47,3 Prozent."