


Dahingehen wo es Probleme gibt – dieses Motto verfolgten Bürgermeisterkandidat Harald Könen sowie Landtagsabgeordneter Guido van den Berg als sie sich gemeinsam Vertretern der SPD-Elsdorf und des DGB vor der Bettina Maratzenfabrik versammelten, um mit der gekündigten Belegschaft ins Gespräch zu kommen.
"Lesen Sie hier den Bericht: "Große Sorgen um die Zukunft" im Kölner-Stadt-Anzeiger vom 17.04.2014 von Britta Wonnemann:
Die Beschäftigten von Bettina Matratzen in Elsdorf machen sich Sorgen um ihre Zukunft und suchen Hilfe bei SPD-Politikern. Die Mitarbeiter des Unternehmens sind nicht gewerkschaftlich organisiert und wissen nur wenig über ihre Rechte.
Die Stimmung unter den Mitarbeitern von Bettina Matratzen ist gedrückt. Sie haben vor etwa drei Wochen erfahren, dass die Produktion in Elsdorf zum 31. Juli geschlossen wird und 80 Menschen noch in diesem Jahr gehen müssen. So mancher verliert nach 20, 30 oder gar mehr als 40 Jahren seinen Job in dem Unternehmen, das früher in Köln ansässig war und 1998 nach Elsdorf zog.
Einige Mitarbeiter haben sich hilfesuchend an Harald Könen, bei der SPD Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmer (Afa) im Rhein-Erft-Kreis, und an den SPD-Landtagsabgeordneten Guido van den Berg gewandt. Aufgrund des Gesprächs verteilten die beiden und weitere SPD-Mitglieder am Mittwochnachmittag Handzettel vor dem Eingang der Matratzenproduktion an etwa 25 Mitarbeiter und riefen sie auf, ihre Arbeitnehmerrechte zu nutzen. Denn sie sind nicht gewerkschaftlich organisiert und auch nicht gut informiert, welche Rechte sie haben, hat Könen festgestellt.
Enttäuschung
Viele Mitarbeiter hätten Angst, irgendetwas zu unternehmen, berichten einige, die zum Feierabend das Firmengelände verlassen. Die Leute haben keinen Mut, sie sagen, es bringt alles nichts, berichtet Wolfgang Basendowski, seit mehr als 20 Jahren im Betrieb. Es herrscht auch Enttäuschung über den Umgang mit den Mitarbeitern. Die Geschäftsführung habe am Rolltor, mit Security, über die Aufgabe der Produktion informiert. Dann sei schnell die schriftliche Kündigung gekommen. Es gab auch nur ein Schreiben, keine richtige Information, sagt Benjamin Korb (26). Rechtlich hat MFO nichts falsch gemacht, die Kündigungsfrist wurde eingehalten. Das bestätigen Mitarbeiter, die bei Anwälten waren, eine Frau gleich bei fünf. Sie haben gesagt, dass sie nicht helfen können. In Elsdorf habe erst alles gut funktioniert, bis MFO rund 500 Filialen in Deutschland aufgemacht hat, berichtet Klaus Loersch, seit 25 Jahren im Betrieb. Im vergangenen Jahr habe es noch geheißen, eine neue Halle solle gesucht werden, aber daraus wurde nichts. Wir haben gedacht, der Job wäre sicher, sagt ein Kollege.
Van den Berg und Könen betonten, sie wollten den Mitarbeitern helfen, neue Arbeit zu finden. Der Landtagsabgeordnete hat mit TJX/TK Maxx in Bergheim gesprochen und erfahren, dass das Unternehmen in diesem Jahr weitere Mitarbeiter einstellen möchte, gern mit Erfahrung im Schichtbetrieb wie bei Bettina. Mit dem Geschäftsführer des Matratzen-Outlets hatte van den Berg auch Kontakt. Frank Revermann sei dankbar, wenn TJX Kontakt aufnehme, berichtete er. Die SPD-Mitglieder haben auch mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund gesprochen und wollen für die Mitarbeiter Kontakt zur IG Metall herstellen. Ihr solltet euch Rechtsschutz suchen, mahnte Könen. Es gebe bestimmt die Möglichkeit einer Abfindung, vor allem für langjährige Mitarbeiter. Wie etwa der Mann, der seit 43 Jahren im Betrieb ist. Er sorgt sich um seine jüngeren Kollegen: Was sollen die jetzt machen? Das Unternehmen war am Mittwoch nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. In einer früheren Mitteilung wurde aber bedauert, dass die Schließung der Produktion aus wirtschaftlichen Gründen unvermeidbar sei."
Lesen Sie hier den Bericht: "Viel Frust vor dem Werkstor abgelassen – Harald Könen und Guido van den Berg diskutieren mit Mitarbeitern der Matratzenfabrik" von Dietmar Fratz in der Kölnischen Rundschau vom 17.04.2014:
"Die Mitarbeiter der Matratzenfabrik Bettina fühlen sich alleingelassen. Vor dem Werkstor trafen sich rund 25 der insgesamt 80 von der Werksschließung betroffene Mitarbeiter mit SPD-Politikern Harald Könen und Guido van den Berg.
Die Mitarbeiter der Matratzenfabrik Bettina sind nicht nur sauer, sie sind auch verängstigt. Harald Könen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im Kreis, erfahrener Betriebsrat und SPD-Fraktionschef in der Stadt, sowie Landtagsabgeordneter Guido van den Berg (SPD) haben jetzt der Belegschaft Hilfe und Unterstützung angeboten.
Vor dem Werkstor trafen sich rund 25 der insgesamt 80 von der Werksschließung betroffene Mitarbeiter mit den Politikern. Zuerst nutzten sie die Gelegenheit, ihren Frust abzulassen. Außer einem Kündigungsschreiben haben wir nichts von der Geschäftsleitung gehört, schimpft ein Lagerist. Das ist hier schlimmer als im Kongo, wettert ein anderer, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden will, wir haben keine Rechte, das sieht man jetzt.
Ich habe viele Überstunden gemacht, dann wurden die gegen Kurzarbeit verrechnet, während das Material von woanders eingekauft wurde. Wenn die Minusstunden im Juli verrechnet werden, kann ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen, sagt ein weiterer. Ich war bei mehreren Rechtsanwälten, die haben alle gesagt, ich hätte keine Chance, sagt eine entmutigte Mitarbeiterin, die seit 30 Jahren bei Bettina arbeitet und zum Oktober gehen muss.
Die Kündigungsfristen seien eingehalten, räumen andere ein. Die meisten haben im März von der Security-geschützten Geschäftsleitung erfahren, dass zum 31. Juli Schluss ist. Die Werksleitung lauschte auch beim jetzigen Treff, machte Fotos, wollte aber nicht zur Runde dazustoßen.
Nachteil ist fehlender Betriebsrat
Das ist auch deutlich, sagt Könen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Aber Sie haben schon Rechte, erläutert er. Als Nachteil sieht er an, dass es keinen Betriebsrat bei Bettina gibt. Er bot an, eine Mitarbeiterversammlung außerhalb des Werks zu organisieren, bei der Gewerkschafter und Arbeitsrechtler anwesend sein sollen. Es ist wichtig, dass man den Leuten hilft. Besonders wichtig ist, dass man ihnen eine Perspektive aufzeigt, sagt der AfA-Chef.
Guido van den Berg kann da schon mit konkreten Vorschlägen aufwarten: Er hat in der vergangenen Woche mit dem Europachef von TJX telefoniert. Der Distributionsbetrieb der Mode- und Einrichtungskette TK Maxx mit Hauptlager in Bergheim-Paffendorf will bald eine dritte Schicht einführen und sucht dafür schichterfahrene Mitarbeiter.
Wenn wir uns bewerben wollen, brauchen wir Zeugnisse, aber die kriegen wir auch nicht, wird das nächste Problem beschrieben. Das geht zunächst auch ohne, beschwichtigt Könen. Die Mitarbeiter sogen die Informationen und Angebote dankbar auf."