Der Kreisparteitag am 29.03.2014 in Bedburg-Kaster beschloss einen Initiativantrag der SPD Erftstadt, der sich gegen die Zusammenlegung der Lokalredaktionen der Kölnischen Rundschau und des Kölner Stadtanzeigers wendet:
Die traditionelle Medienlandschaft ist in der gesamten Bundesrepublik in Bewegung. Sinkende Werbeeinnahmen bei Printmedien führten in den letzten Jahren zu einer beispiellosen Kürzungswelle in den Redaktionen und somit im
Angebot.
Der Zusammenschluss der Lokalredaktionen von Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnischen Rundschau zur Rheinischen Redaktionsgemeinschaft im Rhein-Erft-
Kreis zum 01.06.2014 wäre eine Zäsur für die Medienlandschaft im Kreis. Es besteht Anlass, sich um die Vielfalt der der lokalen Berichterstattung zu sorgen. Bisher gibt es einen produktiven Wettbewerb zwischen zwei Lokalredaktionen um
bessere und aktuellere Berichterstattungen. Durch das Angleichen der Redaktionsarbeit beider Zeitungen würde die Berichterstattung über das
Geschehen in unserem Kreis qualitativ viel verlieren. Im Gegensatz zur überregionalen Ebene fehlt es an alternativen, unabhängigen,
Informationsmöglichkeiten für BürgerInnen, wenn die wenigen noch vorhandenen Angebote vor Ort wegfallen oder eingeschränkt werden. Aber ohne unabhängige und umfassende Berichterstattung wird die unabhängige Meinungsbildung in der Bevölkerung erheblich erschwert und eine Kontrollinstanz für Politik und Verwaltung entfällt. Darunter leidet die kommunale Demokratie.
Lokale Medien werden nach unserer Überzeugung nur dann dauerhaft auf dem Markt bestehen können, wenn sie sich auf ihre Stärken besinnen. Diese liegen im
lokalen Bezug ihrer Berichterstattung. Das ist ihr Alleinstellungsmerkmal, das unterscheidet sie von spiegel-online, sueddeutsche.de und anderen. Diese Stärke muss ausgebaut und mit modernen Methoden der
Informationsvermittlung verknüpft werden, die gleichberechtigt neben der traditionellen Tageszeitung am Frühstückstisch stehen.
Dafür benötigt lokale Berichterstattung:
– Meinungsvielfalt
– Unabhängigkeit
– Qualität BürgerreporterInnen können keine JournalistInnen ersetzen
– Personal in ausreichender Zahl und angemessen bezahlt
– Raum um auch komplexere Sachverhalte recherchieren und darstellen
zu können,
– Internet-Strategie Das ist mehr, als nur ausgewählte Print-Inhalte
verzögert online zu stellen.
Vor allem der letzte Punkt wurde von den alten Flaggschiffen der regionalen Presse verschlafen und führte in die Sackgasse der Rationalisierung. Der Kölner Stadtanzeiger und die Kölnische Rundschau müssen sich dringend weiterentwickeln und auf die neuen Gewohnheiten der LeserInnen einstellen. Online zu lesen ist heute normal. Regionale Nachrichten sind hier jedoch im
Moment nur vereinzelt durch Blogs und hauptsächlich von den Onlineangeboten
der Tageszeitungen gesammelt zu erhalten. Auch hier sind Werbeeinnahmen zu generieren, wenn das Angebot benutzerInnenfreundlich, aktuell und umfassend ist.
Dafür braucht man gute und engagierte RedakteurInnen und MitarbeiterInnen.
Die Herausgeber sollten sich vor Augen führen, dass gerade bei dem notwendigen Wandel ihre engagierten und kritischen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter das wertvollste Kapital sind. Deutliche Kritik äußern wir deshalb auch
daran, dass die Umorganisation sowohl zu einem Arbeitsplatzabbau wie auch damit verbunden werden soll, die Belegschaft in eine neue Gesellschaft ohne Tarifbindung zu führen. Die Tarifflucht würde Motivationen senken, Loyalität zum Verlag erodieren und den Start einer neuen Redaktion extrem schwächen.
Qualität hat ihren Preis. Aber sie ist gut investiert in die Pluralität unserer Demokratie. Wir fordern die Herausgeber des Kölner Stadtanzeigers und die Kölnische Rundschau deshalb auf, ihre Kürzungen bei den RedakteurInnen und
Zusammenlegungen von Redaktionen zu überdenken.