
Lesen Sie hier den launigen Bericht: "Sechserpack im NRW-Landtag" von Manfred Funken in der Kölnischen Rundschau vom 21.09.2012:
"Inzwischen sind alle untergebracht, der Weg zum Büro erweist sich nicht mehr als Labyrinth, Mitarbeiter sind rekrutiert. Die vier Neulinge im Düsseldorfer Landtag sind fürs Erste angekommen, wenngleich die mit sieben Parlamentsjahren derzeit erfahrenste Landtagsabgeordnete aus dem Rhein-Erft-Kreis, Rita Klöpper, den neuen Kollegen eine Menge Arbeit bis zum Fußfassen vorhersagt.
Sie selbst ist inzwischen mittendrin im Düsseldorfer Politgeschehen. Als Vorsitzende des Petitionsausschusses sieht sie sich ein bisschen als heimliche Landesmutter. Hier habe ich meine Aufgabe gefunden, sagt die Frechenerin. Sie wirke zwar nicht so sehr in der Öffentlichkeit, könne aber auf direktem Weg eine Menge für einzelne Bürger, die den Petitionsausschuss oft als letzte Hoffnung wahrnehmen, bewegen.
Freude am Vorsitz im Petitionsausschuss
Für den Häuslebauer beispielsweise, der krankheitsbedingt seine Baustelle einige Zeit ruhen lassen musste und dann, als er wieder frisch ans Werk gehen wollte, von der Behörde erfuhr, dass er nun nicht mehr bauen dürfe, da das Grundstück mittlerweile im Landschaftsschutzgebiet liege. Wir haben dafür sorgen können, dass das Verfahren neu eröffnet wurde und der Baugrund wieder frei von Auflagen bebaut werden konnte.
Brigitte Dmoch-Schweren ist neu im Landtag. Zweimal ist sie gegen Klöpper angetreten, einmal knapp unterlegen, zuletzt konnte sie das Mandat direkt gewinnen. Ein sehr schönes Ergebnis, freut sie sich.
Und wie ist sie im neuen Job angekommen? Pünktlich, erwidert sie trocken. Ist klar, und vermutlich mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber sonst? Zufrieden mit der Gesamtsituation? Ich habe mir die Arbeit hier etwas anders vorgestellt. Das Parlament nimmt doch sehr viel Zeit in Anspruch. Sie sei lieber im Wahlkreis unterwegs. Nicht sofort loslaufen zu können, um Probleme zu lösen, stört mich etwas.
Man habe sie, ohne dass sie sich beworben hätte, in den Rechtsausschuss gesteckt. Dabei hat mir mein Juraprofessor damals nach einem Semester nahegelegt, Kunst oder sonst etwas zu studieren, aber nie mehr in einem juristischen Seminar aufzutauchen, und ich habe seinen Rat befolgt. Im Landtagsbetrieb sei aber offenbar eine Frau aus der Praxis gefragt, und mit gesundem Menschenverstand mache der Rechtsausschuss Spaß.
Rita Klöpper weist noch einmal darauf hin, wie viel Freude der Petitionsausschuss bereitet, bevor Dagmar Andres zu Wort kommt. Ist die Erftstädterin selbst noch überrascht, dass sie nun Landtagsabgeordnete ist? Nee, sagt sie, ich hätte nicht gedacht, dass ich so klar gewinne, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass ich gewinne. Ich habe hart dafür gearbeitet.
Die ersten Wochen seien eine Aneinanderreihung von vielen Eindrücken, kleinen Pannen, der Suche nach dem rechten Weg und schönen Begegnungen gewesen. Beeindruckt hat mich die erste Fraktionssitzung, an der auch die ehemaligen Abgeordneten teilgenommen haben. Der Saal war zum Bersten voll und ich mittendrin. Das war klasse. Im Überschwang der Gefühle hat sie sich dann gleich ein halbes Dutzend Tätigkeiten in Ausschüssen und im Parlament aufs Auge drücken lassen. Ich habe es im entscheidenden Moment versäumt, mal Nein zu sagen.
Allmählich stellt sich eine gewisse Professionalität ein, verrät dagegen Gregor Golland, der seit zwei Jahren im Landtag ist. Dabei strahlt er wie ein Zweitklässler, der nach den Sommerferien stolz feststellt, dass er auf dem Schulhof nun nicht mehr zu den Kleinsten gehört.
Sitzverteilung wird ausgelost
Im Gegensatz zu den Neulingen hat er seine Jungfernrede im Parlament längst hinter sich. So lange schon, dass er sich an den Inhalt gar nicht mehr erinnern kann. Klöpper weiß noch, dass sie ihre erste Rede zum Thema Stalking gehalten hat.
Der Übergang zwischen der ersten, vorzeitig beendeten Wahlperiode und der neuen sei fast nahtlos gewesen, sagt Golland. Ein harter Wahlkampf habe allerdings dazwischen gelegen. Den Schwerpunkt seiner Arbeit sehe er in der Sicherheitspolitik. Innere Sicherheit ist ist ein Thema, das jeden Bürger betrifft, weil jeder Opfer von Kriminalität werden kann.
In der SPD-Fraktion werde, abgesehen von der Platzierung des Fraktionsvorstands, die Sitzverteilung ausgelost. So habe er einen Platz in der vorletzten Reihe bekommen, erzählt Guido van den Berg. Als Nachteil empfinde er das nicht. Von hinten hat man den besten Überblick. Er sei zwar als Abgeordneter neu im Parlament, da er aber vorher im Innenministerium gearbeitet und als Referent auch bisweilen auf der Regierungsbank Platz genommen habe, fühle er sich gar nicht als Neuling.
Wenn in einer Debatte das Innenministerium angegriffen werde, habe ich immer noch den Reflex, es verteidigen zu wollen. Das passiere auch in der Fraktion, sagt van den Berg. Zuweilen werde er deshalb gefragt: Bist du hier der V-Mann?
Bei der FDP wird nicht ausgelost, letzter Platz auf der Reserveliste ist gleichbedeutend mit einem Sitz in der letzten Fraktionsreihe. Ich sitze ganz rechts, direkt neben den Kollegen der CDU, berichtet Ralph Bombis, einer von 22 Liberalen im Landesparlament.
Im Gegensatz zu den anderen Neulingen hatte er schon seinen ersten Auftritt vor dem hohen Haus. Bei der ersten Lesung zur Novellierung des Mittelstandsgesetzes durfte er eine Wortbeitrag leisten. Normalerweise gratuliert der Landtagspräsident nach der Jungfernrede. Bei mir hat er es nicht auf dem Schirm gehabt, dass ich zum ersten Mal rede. Aber meine Kollegen haben mich beglückwünscht. Die Fraktion habe ihn gleich voll in die Arbeit integriert. Zum Sprecher für Mittelstand und Handwerk ist er auserkoren worden. Das ist genau mein Gebiet. Freude bereite ihm auch die Mitarbeit im Peti
Einsatz für Klöpper. Die Mutter der Kompanie hat das Schlusswort: Es gibt hier im Landtag viele kleine Gruppen, die eine Menge bewegen. Wir aus dem Rhein-Erft-Kreis können auch eine einflussreiche Gruppe werden.