Am kommenden Donnerstag wird der Kreistag sich mit dem Zwischenlager für atomaren Müll in Jülich befassen. In den letzten Monaten ist bekannt geworden, dass die Einlagerung von atomarem Müll am Standort Jülich genehmigungsrechtlich im Jahr 2013 ausläuft. Auch wegen der weiterhin ungeklärten Frage, wo atomarer Müll in Deutschland endgelagert werden soll, ist von der Betreiberin der Anlage eine Verlängerung der Genehmigung über 2013 hinaus beantragt worden. Die SPD hat nun einen Antrag eingebracht, dass der Kreistag einer über das Jahr 2013 hinaus gehenden Einlagerung von 153 Castor-Behältern nicht zustimmen soll. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Guido van den Berg erklärt hierzu: Die Bevölkerung erwartet, dass mit dem Rückbau, der als einer der kompliziertesten Reaktorentsorgungen weltweit gilt, die Geschichte der Atomkraft in Jülich beendet wird. Eine Einrichtung eines atomaren Zwischenlagers mit 153 Castoren über 2013 steht dem entgegen.
In den vergangen Monaten hatte sich der Umweltausschuss des Kreises wiederholt mit der Zukunft der ehemaligen Kernforschungsanlage befasst, die nur wenige Kilometer vor den Toren Elsdorfs liegt. Der Jülicher Atom-Versuchs-Reaktor AVR war von 1974 bis 1987 eine hochgefährliches System, vermutlich der bei weitem unsicherste zivile Reaktor, der in Westeuropa jemals betrieben wurde. 1978 kam es zu einem schweren Störfall kam, bei dem Radioaktivität austrat und durch den noch Belastungen nach dem Rückbau erwartet werden. Die gefährliche Betriebsperiode bis 1987 wurde öffentlich kaum kommuniziert und auch nicht hinlänglich aufgearbeitet.
Guido van den Berg: Die tieferen Ursachen der gefährlichen Betriebsbedingungen sind bis heute nicht bekannt, liegen aber vermutlich im Kugelhaufenprinzip selbst begründet. Das Ganze ist deshalb von Brisanz, da es Pläne gibt, sowohl in Südafrika als auch China neue Kugelhaufenreaktoren nach Jülicher Vorbild zu bauen. In Südafrika sind bereits ca. eine Mrd. Euro investiert worden und eine Beendigung des Projektes ist, auch aus Prestigegründen, nicht mehr leicht möglich.
Da der Reaktor in Jülich mit überhöhten Temperaturen gefahren wurde, ist es nun beim beabsichtigten Rückbau der Anlage zu dramatischen Kostensteigerungen gekommen. Der Reaktor in Jülich ist nach Expertenmeinung die am stärksten beta-kontaminierte Nuklearanlage der Welt (Strontium-90) und enthält die Kontamination zudem noch in der problematischen Form (Staub). Um Risiken zu entschärfen, wurde der gesamte Reaktorbehälter mit Beton verfüllt, was jedoch die Endlagerung erheblich teurer machen wird.
Der gesamte Reaktorbehälter von 2.100 Tonnen, den man derzeit nicht zerlegen kann, soll nach jetzigem Stand per Luftkissenfahrzeug in ein zu erstellendes Zwischenlager auf dem Gelände des Forschungszentrums gebracht werden. Die endgültige Rückbaumethode für den Reaktorbehälter ist noch unklar, der Rückbau wird vielleicht in 60 Jahren erfolgreich abgeschlossen sein. Das Thema wird uns also noch Jahrzehnte begleiten. Im Rhein-Erft-Kreis sollten wir dafür sorgen, dass keine unnötigen weiteren Zwischenlager vor unseren Toren entstehen so Guido van den Berg abschließend.