Für den Tourismusverein des Kreises hatte die SPD noch nie viel übrig. Aber jetzt, nachdem die Mehrheit im Kreistag aus CDU, FDP und Grünen dem Verein bis 2012 nochmal jährlich 82 000 Euro zugesagt hat, ist für die SPD das Maß voll. Über eine Million Euro sind in den Verein geflossen, schimpft etwa der SPD-Ehrenvorsitzende Klaus Lennartz. Aus der Anschubfinanzierung plus Mitgliedsbeitrag sei eine Dauersubvention geworden. Und niemand wisse, was eigentlich mit dem Geld geschehen sei.
Der Verein habe sich zum wichtigen Bestandteil der Wirtschaftsförderung entwickelt, heißt es aus der Verwaltung an den Kreistag. Der Tourismus entwickele sich zu einem wachsenden Markt. Allerdings: Ohne weitere Unterstützung seitens des Kreises könne der Verein sein Personal nicht halten und seine Aufgaben nicht mehr in erforderlichem Umfang erfüllen, wird die Förderung bis 2012 begründet. Landratskandidat Hans Krings hält diese Darstellung für lapidar und fordert eine objektive und neutrale Untersuchung darüber, welche Arbeitsplatzeffekte die Tourismusförderung mit den verausgabten Beträgen bislang im Kreis erzielt hat. Die Ergebnisse der Arbeit des Vereins seien nie hinterfragt worden. Zweifel am Erfolg hätten auch einstige Mitglieder. Die Hälfte der Kommunen im Kreis hat längst mit den Füßen abgestimmt und ist aus dem Tourismusverein ausgetreten. Lennartz will zudem wissen, wo das Geld eigentlich geblieben ist. Dem Kreistag liege kein Verwendungsnachweis vor. Der Rechnungsprüfungsausschuss sollte einschreiten, meint Lennartz, und die Offenlegung aller Unterlagen fordern. Es sei im Interesse des Vereins, die Geschäfte zu prüfen, damit niemand denke, es laufe etwas falsch. Landrat Werner Stump, Vorsitzender des Vereins, vermutet in der Kritik der SPD deren Auftakt zum Wahlkampf. Dabei habe die SPD selbst von 1996 bis 1999 viele Papiere über Tourismus in der Region entwickelt, allerdings davon nichts umgesetzt. Die SPD hat versagt, so Stump. Von CDU und FDP sei dann saubere SPD-Politik umgesetzt worden. Wir haben alles gemacht, was in den Papieren der SPD stand. Der Rhein-Erft-Kreis sei ein weißer Fleck gewesen. Heute sei der Kreis ein enger Gesprächspartner von Organisationen wie Köln- und NRW-Tourismus sowie dem Naturpark Rheinland. Das Verhalten der Sozialdemokraten sei widersprüchlich: Vor kurzem hat die Fraktion der Entwicklung der Rad-Region Rheinland, bei der die gesamte Erft-Landschaft erfasst werde, zugestimmt. Dabei handelt es sich um ein Regionale-2010-Projekt, bei der der Tourismus-Verein die Federführung übernommen hat. Finanziert werde das Projekt durch Beteiligung aller Kreise und der kreisfreien Städte, erinnert Stump. Die Aktivitäten des Vereins seien vollkommen transparent. Dafür habe nicht zuletzt Geschäftsführerin Anne Schmitt-Sausen mit Berichten in den Gremien des Kreistages gesorgt. Die SPD habe die Zwischenbericht in schriftlicher und mündlicher Form nicht gehört oder nicht hören wollen. Das Land habe kürzlich einen Zuschuss in Höhe von 480 000 Euro für die Ausrichtung der Naturparkschau im Rheinland gezahlt. Denn auch diese Aufgabe habe der Verein übernommen.
Für Krings sind diese Argumente nicht ausschlaggebend. Gegen eine Anschubfinanzierung sei nichts einzuwenden. Auch wenn der Tourismus vielleicht nicht das ergiebigste Feld sei. Daraus sei aber eine Dauersubvention geworden, so Krings.
82 Mitglieder
Seit Oktober 2002 ist der Rhein-Erft Tourismus-Verein mit der Vermarktung der Region betraut. Geschäftsführerin ist Anne Schmitt-Sausen. Beim Verein mit Sitz in Frechen sind eine Vollzeitkraft, eine Teilzeitmitarbeiterin und eine Auszubildende beschäftigt.
Die 82 Mitglieder kommen aus dem Gastgewerbe und der Wirtschaft. Mit dabei sind die Städte Bedburg, Bergheim, Brühl, Erftstadt, Wesseling sowie der Kreis