
war der Titel der Auftaktveranstaltung der Reihe Helga Kühn-Mengel im Gespräch mit , die gestern im Münch-Stift-APZ in Erftstadt stattfand.
Als Gesprächspartnerin und Hauptreferentin war
die Sozialwissenschaftlerin und Historikerin, Frau Dr. Gisela Notz von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), aus Berlin angereist.
Eindrucksvoll schilderte Frau Dr. Notz die historischen Hintergründe, die zur Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949, also vor fast 60 Jahren führte.
Damals wurde von den Ministerpräsidenten auf Anwei-sung der Westalliierten ein Parlamentarischer Rat eingesetzt, um ein Grundgesetz als vorläufige Ver-fassung zu gestalten. 65 Mitglieder hatte dieses parlamentarische Gremium – nur vier davon waren Frauen. Nicht umsonst wird landläufig nur von den "Vätern des Grundgesetzes" gesprochen Die "Mütter des Grundgesetzes" werden dabei gerne vergessen.
Dr. Notz: Vieles kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. So war im Bürgerlichen Gesetzbuch von 1900 festgeschrieben: Männer entschieden über den Familienbesitz, auch wenn Frauen ihn mit, oder sogar alleine erwirtschaftet hatten. Männer entschieden, ob und wo ihre Frauen arbeiten durften. Nach einer Schulausbildung gab es für Frauen kein Abschlusszeugnis. Ein Wahlrecht für Frauen existierte nicht, weder passiv noch aktiv.
Ohne die sog. Mütter des Grundgesetzes(Elisabeth Selbert, Frieda Nadig, Helene Weber und Helene Wessel) wäre auch damals 1949 der Artikel 3 Absatz 2 Satz 1 Männer und Frauen sind gleichberechtigt nicht im Grundgesetz aufgenommen worden.
Genau genommen haben wir dies allein der Juristin und Sozialdemokratin Elisabeth Selbert zu verdanken. Sie hat den Gleichheitsgrundsatz in die Diskussion um die Grundgesetze im parlamentarischen Rat eingebracht.
Ihr gelang es in einer beispielhaften Öffentlichkeitsarbeit, Frauen aller Gesellschaftsschichten inhaltlich zu mobilisieren und zu einen. Waschkörbeweise überfluteten Briefe den Parlamentarischen Rat. Der politische Druck war so groß, dass der Antrag letztendlich in der dritten Abstimmung angenommen wurde.
Kühn-Mengel: Elisabeth Selbert war nicht nur in ihrer Zeit eine beeindruckende und kämpferische Frau. Sie kann noch heute Frauen Mut machen und zeigen, dass man mit Beharrlichkeit und guter Ver-netzung ans Ziel kommt. Denn auch heute noch ist die Lebenswirklichkeit, was die Gleichberechtigung von Mann und Frau betrifft, noch ein Stück vom Ide-al entfernt.
Vor diesem Hintergrund unterstrichen den Anwesenden die Forderungen im aktuellen Programm der SPD wie z.B. Lohngleichheit bei Männern und Frauen, Einführung der Frauenquote von 40 % in Aufsichtsräten, die Einführung eines Mindestlohns, die Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft sowie mehr Partnerschaftlichkeit und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch wenn es zum Teil alte Forderungen sind, haben sie nicht an Bedeutung verloren und es lohnt sich, dafür zu kämpfen.