

Auf seiner Mitgliederversammlung im Medio.Rhein.Erft hat der SPD Ortsverein Bergheim langjährige SPD-Mitglieder geehrt. Mit dabei war die Bundestagsabgeordnete Gabriele Frechen und der Vizepräsident des Landtages NRW Edgar Moron.
Mehrere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wurden für ihre lange Treue zur SPD vom Vorsitzenden der Bergheimer SPD Dr. Kai Faßbender geehrt. Er sprach den Jubilaren den Dank der Partei für ihre Arbeit aus, deren Wirkung noch immer in der SPD zu spüren sei.
Die Goldene SPD-Ehrennadel für 60jährige Mitgliedschaft erhielt der ehemalige Vizepräsident des EU-Parlamentes Rudi Adams. Die Laudatio für den 88jährigen Jubilar hielt der ehemalige Staatssekretär und SPD Landratskandidat 2009 Hans Krings.
Rudi Adams wurde am 10.11.1919 in Masburg bei Cochem geboren und wuchs in einer Bergarbeitersiedlung in Köttingen auf. Der Vater arbeitete in Knapsack in der Roddegrube. Rudi besuchte eine Volksschule mit 52 Kindern, aus der er als einziger in eine höhere Schule geschickt wurde. So musste er jeden Tag 42 km nach Euskirchen fahren, was er im Sommer mit dem Fahrrad und im Winter jedoch mit dem Zug tat. Eine Monatskarte für den Zug koste 7,50 RM. Nach dem Schulbesuch bewarb sich Rudi Adams bei der Deutschen Reichsbahn und bei der Siemens Bau Union. Bei beiden Unternehmen absolvierte er die Eingangsprüfungen und bekam von beiden Unternehmen die Einladung anzufangen. Er hörte jedoch auf den Rat seines Vaters, der ihn mit auf dem Weg gab, dass wenn man bei der Deutschen Reichsbahn anfängt viel Geld erst mit 65 Jahren besitzt, wenn man vorher Geld haben wolle, müsse man bei der Siemens Bau Union anfangen. Nun kann man sich leicht vorstellen, wofür sich Rudi Adams entschieden hat. 1940 wurde Rudi Soldat und musste 1941 in den Russlandfeldzug. Er hatte Glück, dass seine Truppe im Kriegsverlauf nach Frankreich verlegt wurde. 1944 geriet er im Wald von Compiengne in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Die Amerikaner brachten ihn in ein britisches Gefangenlager im Lake Distrikt nach England, wo er bis 1947 bleiben musste. Auf die Frage, wo er politisch am meisten gelernt hat antwortet Rudi sehr eindeutig: während meiner Zeit in Kriegsgefangenschaft. Die Engländer haben sich sehr bemüht, den deutschen Gefangenen in Staatsbürgerlichen Unterricht die Prinzipien des Rechtsstaates und der Gewaltenteilung beizubringen. Nach seiner Kriegsgefangenschaft kehrte er ins Rheinland zurück und begann seine Tätigkeit in derselben Roddegrube in Hürth, in der schon sein Vater gearbeitet hatte. 1948 ist er nach Frechen gezogen und wurde Mitglied der SPD. 1952 kandidierte er das erste Mal für den Rat der Stadt Frechen und für den Kreistag des Landkreises Köln. Er wurde in beiden Gremien direkt gewählt. Besonders interessant sind die Schilderungen aus dieser Zeit. Die älteren Hasen, die schon vor 1933 politisch aktiv gewesen sind haben immer ein kritisches Auge auf Rudi Adams gehabt. Auf der anderen Seite wurde er auch sehr solidarisch unterstützt. Ab 1956 wirkte Rudi Adams als Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Frechen und im Kreistag des Landkreises Köln. Es zählt zu seinem Erfolg, dass die Sozialdemokraten im Kreis Köln 1960 den Landrat stellen konnten. Mit ein bisschen Wehmut betrachtet Rudi nach wie vor die kommunale Neugliederung. 1961 kandidierte er für den Landtag NRW, wurde jedoch nicht gewählt. 1965 wurde er SPD Kandidat für den deutschen Bundestag.
Die Kölnische Rundschau schrieb am 16.09.1965 bei der Vorstellung der Bundestagskandidaten: Rudi Adams ist ein typischer Vertreter des neuen Kurses innerhalb der Sozialdemokratie, der den Gegebenheiten der Gegenwart Rechnung zu tragen versucht. 1966 rückte er für den Abgeordneten Figgen in den Bundestag. 1969 war Rudi Adams dann der erste direkt gewählter Abgeordneter der SPD für den Landkreis Köln. Sein politisches Vorbild war Willi Brandt aber auch Herbert Wehner. Der sei ein hervorragender Fraktionsvorsitzender gewesen. Unvergessen ist ein von Rudi Adams arrangierter Besuch von Helmut Schmidt im Braunkohletagebau und auf Schloss Paffendorf, bei dem Rudi Adams gemeinsam mit dem Vorstand von Rheinbraun für die rheinische Braunkohle und die Energieerzeugung im Revier werben konnte. 1970 war es Walter Arend, SPD Arbeits-minister, der Rudi Adams zu einem Karrieresprung verhalf. Er wurde vom Deutschen Bundestag in das erst gerade gebildete EU-Parlament gewählt. Im EU-Parlament wirkte er bis 1980 und engagierte sich besonders für die Harmonisierung der Arbeitnehmerrechte in Europa. Die letzte Periode war er dann Vizepräsident des EU-Parlamentes.
1976 schied Rudi Adams sowohl aus dem Stadtrat sowie aus dem Kreistag aus, da seine Verpflichtungen in Bonn und Brüssel nicht immer gewährleisten konnten, dass er an allen Sitzungen rechtzeitig teilnehmen konnte.
1980 schied er aus dem deutschen Bundestag aus und widmete sich der AWO. Rudi Adams leitete den Kreisverband und den Bezirk der AWO von 1983 bis 1989 als Vorsitzender. Eine Periode war er im Bundesvorstand der AWO. Im Bundestagswahlkampf 2002 war er aktiv und unterstützte die damals frische Kandidatin Gabriele Frechen bei ihrer Kandidatur. Politik beschäftigt Rudi Adams nach wie vor, mit Leserbriefen und Telefonanrufen schaltet er sich ein und erinnert noch mal daran, dass sozialdemokratische Politik nur erfolgreich sein kann, wenn man die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stets fest im Blick hat.
Die Ehrennadel für 40 Jahre SPD Mitgliedschaft erhielten: Dieter Steinbach und Manfred Schmitz. Für 25 Jahre wurden geehrt: Anne Willaert, Dietrich Schneider und Kajetan Piuk. Die Jubilarfeier wurde musikalisch mit guten Songs von den acoustic shiver umrahmt.