Ein besonderes politisches und gesellschaftliches Augenmerk muss im Rhein-Erft-Kreis darauf gelegt werden, mehr existenzsichernde Arbeitsverhältnisse zu schaffen, so das Fazit der SPD-Kreistagsfraktion nach einem Gespräch mit der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit (AA) Brühl, Roswitha Stock. Die Sozialdemokraten hatte die Arbeitsagenturchefin in ihre Fraktionssitzung eingeladen, um sich über die Ausbildungs- und Arbeitsmarktlage im Rhein-Erft-Kreis zu informieren.
Roswitha Stock sprach von einer grundsätzlich noch positiven Grundstimmung auf dem Arbeitsmarkt, zeigte aber auch Problemfelder und dringend anstehende Aufgaben auf diesem Gebiet auf. Stock hob die Tatsache hervor, dass insbesondere bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Agenturbezirk aktuell das Niveau aus dem Jahr 2004 wieder erlangt werden konnte. 113.650 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gab es im Dezember 2007.
Der sogenannte Tertiäre Sektor – also der Dienstleistungsbereich – ist auf dem aufsteigenden Ast, erläuterte Stock. 77.148 Beschäftigte arbeiteten dort 2007 im Rhein-Erft-Kreis in 2007. In diesen Zahlen enthalten sei jedoch auch der Zeitarbeitsbereich, in dem rund 2000 – 3000 Beschäftigte tätig sind. Dabei ergibt sich häufig die Situation, dass Menschen offiziell im Tertiären Sektor beschäftigt sind, real aber im Produktionsbereich arbeiten, erläuterte Stock.
Insbesondere ältere Arbeitnehmer hätten bisher vom Aufschwung profitiert. Der Trend Ältere zu beschäftigen ist besser als noch vor einigen Jahren; Arbeitgeber nehmen dabei allerdings vielfach Leistungen der AA in Anspruch, stellte die AA-Chefin fest.
Bezüglich der Maßnahmenangebote der AA für Jugendliche führte Stock aus, dass im Agenturbezirk allen Jugendlichen, die eine Ausbildung wollten, auch ein Ausbildungsplatz bzw. eine Qualifizierung angeboten werden könne. Die AA biete Jugendlichen Möglichkeiten der außerbetrieblichen Ausbildung, berufsvorbereitende Maßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen und Einstiegsqualifizierung.
Die SPD-Kreistagsfraktion stimmte mit Stock darin überein, dass insbesondere fünf Anforderungen an den Arbeitsmarkt zu stellen sind und umgesetzt werden müssen:
-Junge Menschen in Ausbildung integrieren
-Die vorzeitige Ausgliederung Älterer stoppen
-Lebenslanges Lernen unterstützen
-Vereinbarkeit von Familie und Beruf realisieren
-Erwerbsarbeit muss existenzsichernd sein und Aufstiegsmöglichkeiten ermöglichen.
Es ist ein politisch-gesellschaftliches Problem, dass wir uns hierzulande erlauben, Menschen den ganzen Tag arbeiten zu lassen und diese davon nicht leben könnten, so der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Hardy Fuß. Die SPD nehme sich dieses Problems an.
Jeder Mensch habe das Recht auf eine menschenwürdige Arbeit. Die Grundlage dafür bildet eine gute Schulbildung und eine gesicherte Aus- und Weiterbildung. Unverzichtbare Voraussetzung ist genügend Arbeit für alle und ein gerechter, existenzsichernder Lohn für diese Arbeit, fassten die Sozialdemokraten ihre Grundsatzpositionen zum Thema Arbeit zusammen.