Frauen bewegen Politik

Zum Internationalen Frauentag am 8. März erklärt die Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel:

„Frauen bewegen Politik“ – unter dieses Motto stellt die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen den Internationalen Frauentag 2006.

Für die Frauen in unserem Land gilt es nach wie vor, ihre Potenziale zu nutzen und Hürden im Arbeitsleben zu überwinden.

Mehr Chancen am Arbeitsmarkt, bessere Entlohnung, Existenzsichernde Beschäftigung, mehr Unterstützung für Frauen beim Widereinstieg in den Beruf und mehr Frauen in Spitzenpositionen das sind Ziele, für die ich mich einsetze.

Unbestritten ist, dass Frauen für die Wirtschaft ein unverzichtbares Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften darstellen. Noch nie waren sie so gut ausgebildet wie heute, und doch werden sie für gleichwertige Tätigkeiten schlechter bezahlt als Männer und sind in den Führungsetagen von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung kaum anzutreffen.

Ich hoffe, dass die Umsetzung der Antidiskriminierungsrichtlinie einen Beitrag zur Erreichung der Chancengleichheit im Berufsleben leistet.

Auch wenn die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern nicht das einzige Kriterium für die Gleichstellung der Geschlechter im Berufsleben ist, so ist sie doch wesentlich.

Untersuchungen zeigen, dass unter den Beschäftigten im Niedriglohnsektor der Frauenanteil sehr hoch ist.

Laut Forschungsergebnissen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2005 hatten Frauen im Jahr 2001 einen Anteil von 34,9 Prozent an allen (Vollzeit )Beschäftigten, sie stellten aber 57 Prozent an der Niedriglohnbeschäftigung. Besonders häufig vertreten ist der Dienstleistungsbereich mit über 60 Prozent aller Niedriglohnjobs. Hierzu gehört eine Reihe von Branchen, in den sich weibliche Beschäftigte konzentrieren wie das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Einzelhandel, das Gebäudereinigungsgewerbe und das Friseurhandwerk.

Im Blick auf die Frauen muss daher die Einführung von Mindestlöhnen weiter vorangetrieben werden.

Durchgängige Erwerbsbiographien werden in unserer Gesellschaft immer seltener.
Die Zeiten, in denen Menschen dauerhaft in die Rentenkasse einzahlen, nehmen ab, ihre durchschnittlichen Rentenversicherungsjahre gehen zurück. Besonders Frauen sind davon betroffen. Sie haben schon heute im Vergleich zu den Männern deutlich geringere Versicherungszeiten.
So weisen Frauen im Westen laut Rentenversicherungsträger im Durchschnitt 25 Versicherungsjahre auf. Anstatt in Folge gestiegener Erwerbstätigkeit gegenüber den Männern aufzuholen, ist diese Zahl, verglichen mit 1998, sogar rückläufig.

So sind 45 Versicherungsjahre für Frauen nur schwer zu erreichen. Wir haben die Riester-Rente als zusätzliche Absicherung eingeführt.
Um ihre Alterssicherung zu verbessern sollten Frauen sich schnell die Riester-Rente sichern, die seit Anfang des Jahres zum Unisex-Tarif angeboten wird.

Kinderbetreuungskosten werden künftig steuerlich besser berücksichtigt. Der Hartnäckigkeit der ASF ist es zu verdanken, dass erwerbstätige Eltern ihre besonderen finanziellen Belastungen für die Kinderbetreuung zu zwei Dritteln vom ersten Euro an ausgleichen können.

Das Elterngeld ist ein weiteres wichtiges Element sozialdemokratischer Familienpolitik. Es verbessert die Chancen, dass auch die Männer die Kinderbetreuung übernehmen.

Mit diesem Bündel von Maßnahmen wollen wir Sozialdemokratinnen dazu beitragen, die berufliche Entwicklung von Frauen in unserer Gesellschaft zu fördern und ihre soziale Lage zu verbessern.

Entscheidend bleibt für mich: Wer Frauen vor die Alternative Beruf oder Familie stellt, verspielt die Zukunft.

Information:
In diesem Jahr jährt sich der Internationale Frauentag in Deutschland zum 95. Mal. Er geht zurück auf Proteste von New Yorker Arbeiterinnen, die erstmals 1857 auf die Straße gingen. Am 19. März 1911 wurde der Internationale Frauentag dann erstmals auch in Deutschland begangen.