Zur veröffentlichten Bilanz des Ausbildungspaktes 2005 verweißt die SPD-Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel auf die Erklärung der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Nicolette Kressl:
Die Partner des im Juni 2004 von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft unterzeichneten Ausbildungspaktes haben auch im Jahre 2005 ihre Verpflichtungen aus dem Pakt voll erfüllt:
Die Wirtschaft hat sich im Pakt verpflichtet jährlich 30.000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen: Bis Januar 2006 wurden 63.400 neue Ausbildungsplätze gewonnen.
Die Bundesverwaltung verpflichtete sich, ihr Ausbildungsangebot um 20 Prozent zu erhöhen: Das Ausbildungsangebot wurde bereits 2004 um 34 Prozent gesteigert und 2005 auf diesem Niveau fortgesetzt.
Die Wirtschaft verpflichtete sich, jährlich 25.000 Praktikumsplätze für eine betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQJ) zu schaffen: Tatsächlich hat die Wirtschaft rund 42.000 EQJ-Plätze bereitgestellt, von denen bislang 19.800 besetzt worden sind.
Die Bundesregierung verpflichtete sich das "Bund-Länder-Ausbildungsprogramm Ost" im Jahr 2004 mit 14.000 Plätzen fortzuführen: Dies wurde 2004 erfüllt, und über die Paktverpflichtung hinaus wurden auch 2005 wiederum 14.000 betriebsnahe Plätze bereitgestellt.
Wenn auch die Verpflichtungen des Ausbildungspaktes mehr als erfüllt wurden, bleibt die Frage, ob der Pakt auch im Jahr 2005 zu einer tatsächlichen Verbesserung der Ausbildungssituation geführt hat: Diese Frage kann nur sehr eingeschränkt bejaht werden.
Fest steht, dass nur im ersten Pakt-Jahr der Trend des über viele Jahre zu verzeichnenden Rückgangs an betrieblichen Ausbildungsplätzen gestoppt wurde, denn Ende 2004 gab es erstmals mehr betriebliche Ausbildungsplätze als in einem Vorjahr. Der Pakt hat jedoch nicht zu einer nachhaltigen Trendumkehr geführt, denn 2005 lag die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 550.180 deutlich unter dem guten Ergebnis des Vorjahres (573.000). Auch die Nachvermittlungsaktionen waren im Jahr 2005 weniger erfolgreich als im Vorjahr. Zwar ist es 2005 durch die Nachvermittlungsaktionen der Paktpartner gelungen, die Zahl der unvermittelten Bewerber von 40.916 (September 2005) auf 17.539 (Dezember 2005) zu reduzieren, aber 2004 war die Nachvermittlung bei schwierigerer Ausgangslage erfolgreicher: Eine Reduzierung von 44.084 auf 14.925.
Als positives Ergebnis sind jedoch die Einstiegsqualifizierungen hervorzuheben. Das durch den Ausbildungspakt neu geschaffene Instrument der praxisorientierten Berufsvorbereitung hat sich vor allem deshalb bewährt, weil mehr als die Hälfte der Absolventen in eine Lehre gewechselt ist.
Der Ausbildungspakt bedarf daher – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – dringend einer "Renovierung", damit er auch tatsächlich zu einer Verbesserung der Ausbildungssituation führt. Hierzu gehören insbesondere:
Einbeziehung der Gewerkschaften ohne Vorbedingungen – auf beiden Seiten.
Mehr tarifliche Vereinbarungen zur Steigerung von Ausbildungsangeboten.
Maßnahmen zur Verstärkung der praxisorientierten Einstiegsqualifizierung.
Eine substanzielle Weiterentwicklung des Ausbildungspaktes muss auch deshalb gelingen, weil wir in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen stehen: Die Zahl der Schulabsolventen wird konstant hoch bleiben und erst im nächsten Jahrzehnt abnehmen. Diese Schulabgänger und der sehr hohe Anteil der nicht vermittelten Altbewerber der vergangenen Jahre muss mit Ausbildungsplätzen versorgt werden, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern. Der Ausbildungspakt wird daran gemessen werden, ob dies gelingt.