Mehr Engagement für das Bürgerschaftliche Engagement

Zum "Internationalen Tag des Ehrenamtes" am 5. Dezember 2005 die SPD-Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel:
Über 23 Millionen Menschen in Deutschland sind bürgerschaftlich aktiv. Frauen und Männer aller Altersgruppen engagieren sich in Initiativen, Kirchen, Vereinen und Verbänden für ein lebenswertes Gemeinwesen. Nicht nur für sich, sondern auch für andere. Und sie leisten viel: jährlich geschätzte 4,5 Milliarden Stunden – freiwillig und unentgeltlich. Dafür gilt ihnen heute unser besonderer Dank.
Bürgerschaftliches Engagement ist nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern auch für den Einzelnen eine Bereicherung. Gebraucht zu werden, das ist für uns Menschen entscheidend. Gebraucht zu werden schafft Lebenssinn. Der "Internationale Tag des Ehrenamtes" ist eine gute Gelegenheit, um sich zu fragen, ob man nicht doch Lust und etwas Zeit hat, um sich für eine Sache einzusetzen, die einen begeistert.
Wir brauchen eine Anerkennungskultur für das bürgerschaftliche Engagement nicht nur am Tag des Ehrenamtes sondern 365 Tage im Jahr. Unsere Städte und Gemeinden leben von und durch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Ihr Einsatz und ihr Ideenreichtum macht unsere Gesellschaft zu einem Ort der lebendigen Begegnung, der Toleranz und des sozialen Miteinanders.
Damit Engagierte mit Freude bei der Sache sind, muss sich auch die Politik für diesen Einsatz stark machen. Dass es uns damit ernst ist, zeigt sich im Koalitionsvertrag mit einem eigenen Kapitel zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements.
Wir wollen durch eine Reform des Gemeinnützigkeitsrechts und den Abbau von Bürokratie ehrenamtliche Initiativen unterstützen und schaffen Freiräume für Kreativität und Innovation. Wir wollen mit der Weiterentwicklung des Stiftungsrechts und Steuerrechts Anreize schaffen, sich durch Stiftungen an der Förderung des Gemeinwohls zu beteiligen. Wir wollen außerdem für Freiwilligendienste die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessern, die Platzzahlen ausbauen und Dienste im Ausland sowie generationsübergreifende Freiwilligendienste fördern. Damit schaffen wir Einsatzfelder für Freiwillige aller Generationen unter anderem in Schulen, Familien, Stadtteilzentren, stationären Einrichtungen und Hospizen.
Wir wollen im Bundestag unsere erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement fortsetzen, damit der Reformmotor nicht ins stottern kommt. Neben der Bundespolitik sind auch die Kommunen gefragt, nicht locker zu lassen bei der Weiterentwicklung dieser Anerkennungskultur. Wir brauchen mehr Engagement für das Engagement – auf allen politischen Ebenen.