
Rhein-Erft-Kreis / Hürth – Bei der Bundestagswahl wäre Gabriele Frechen sicherlich schon zufrieden, wenn sie nur halb so viele Prozente einsammeln würde wie am Samstag bei der SPD-Wahlkreiskonferenz im Hürther Ernst-Mach-Gymnasium: 98,8 Prozent der Parteifreunde sprachen sich dafür aus, die 48-Jährige im Wahlkreis 92 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim) erneut als Direktkandidatin ins Rennen zu schicken.
84 der 85 SPD-Delegierten aus den sieben Kommunen stimmten im Beisein des designierten neuen SPD-Landesvorsitzenden Jochen Dieckmann für Frechen; es gab lediglich eine Enthaltung. Damit kommt es bei der Bundestagswahl – egal ob sie nun wie geplant am 18. September oder erst im Herbst 2006 stattfindet – im nördlichen Rhein-Erft-Kreis zur Neuauflage des Duells von 2002: Ums Direktmandat streiten sich Frechen und der von seiner Partei bereits in der Vorwoche nominierte Willi Zylajew (CDU). Beide sind seit Jahrzehnten in Hürth kommunalpolitisch aktiv.
Vor drei Jahren konnte die seinerzeit noch relativ unbekannte Frechen, die den Wahlkreis von dem weitaus prominenteren SPD-Politiker Klaus Lennartz geerbt hatte, ihren CDU-Kontrahenten überraschend deutlich schlagen. Zylajew kam über die Reserveliste dennoch in den Bundestag.
Wenn Frechen im Bundestag bleiben möchte, dann muss sie den CDU-Mann auch diesmal abhängen. Denn der einzige halbwegs sichere Listenplatz, den sich die Rhein-Erft-SPD auf der SPD-Landesliste ausrechnen kann, soll an die im Wahlkreis 93 (Wesseling, Erftstadt, Brühl plus Kreis Euskirchen) antretende Helga Kühn-Mengel gehen.
Frechen hatte im Vorfeld bereits erklärt, der Parteifreundin freiwillig den Vortritt zu lassen, da deren Wahlkreis für die SPD weitaus schwieriger direkt zu gewinnen sei. Eine noble Geste, die der Gabi hoch anzurechnen ist. Sie beweist damit bereits, dass sie wieder aufs Ganze gehen und mit aller Kraft kämpfen wird, erklärte der SPD-Kreisvorsitzende Guido van den Berg unter dem tosenden Beifall der Delegierten.
Frechen ließ keinen Zweifel daran, dass ihr nichts lieber wäre, als in Berlin weiterhin an Gerhard Schröders Reformpolitik mitzuarbeiten, die in Details verbesserungswürdig, im Grundsatz aber sinnvoll und notwendig sei. Bei der Vertrauensfrage am Freitag habe sie sich enthalten: Das ist mir nicht leicht gefallen, weil ich klar zu Gerhard Schröder und seiner Politik stehe.