100 Prozent für Bernhard Hadel

Die Sozialdemokraten machten sich am Samstag auf ihrer Kreiswahlkonferenz in Horrem Mut für die Kommunalwahl am 26. September.

„Jetzt sind es noch 189 Tage bis zur Wahl. Und nun rennt ab Montag los und überzeugt die Menschen“, rief die Kerpener Bürgermeisterkandidatin Marlies Sieburg den 98 Delegierten im soziokulturellen Zentrum zu, die ohne Gegenstimme und Enthaltung Landratskandidat Bernhard Hadel zum Landratskandidaten nominierten. Und auch Parteichef Guido van den Berg sieht trotz aller schlechten Umfragen gute Chancen für seine Partei am 26. September: „Wir werden einen Wahlsieg einfahren.“

Noch zu wenig bekannt

Gewohnt ruhig und sachlich, aber auch mit einer gehörigen Portion Kampfeswillen schwor Hadel, der zurzeit als Kämmerer der Stadt Wesseling arbeitet und der Werner Stump (CDU) als Landrat im Kreishaus ablösen möchte, seine Parteifreunde auf die kommenden Monate ein: „Ich weiß, dass mein Bekanntheitsgrad im Kreis größer werden muss. Alleine schaffe ich das nicht.“ Er sei bereit, „alle guten Vorschläge“ aus der Partei aufzugreifen. An die „lieben Genossinnen und Genossen“ appellierte er: „Gebt mir Euren Rat. Ich werde ihn aufnehmen.“

Mindestens einen Mitstreiter weiß Hadel schon fest an seiner Seite: den Ehrenvorsitzenden Klaus Lennartz. „Klaus hat mir ein Angebot gemacht, das ich gerne nutzen möchte“, sagte Hadel. Lennartz, dessen Name für die „sehr starke innovative Kraft, die im Kreis in den 80er und 90er Jahren gewirkt hat“ stehe, wolle ihm Kontakte zur heimischen Wirtschaft vermitteln.

Die Sicherung bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze möchte Hadel ins Zentrum seiner Wirtschaftspolitik stellen. Zwar sei ihm bewusst, dass weder Landrat noch Kreistag über ihre Entscheidungen Jobs in nennenswertem Umfang sichern und schaffen könnten. Gleichwohl könnten sie „Signale setzen und eigene Beiträge leisten“. Ein Beispiel für die verfehlte Politik des amtierenden Landrats sei dessen „eitles Sekundärziel“, den Kreis „total zu entschulden“. Um dieses Ziel zu erreichen, habe Stump sogar bereits in Aussicht gestellte Zuweisungen des Landes für den Straßenbau ausgeschlagen.

Ein solcher „Investitionsverzicht“ habe katastrophale Auswirkung auf den Straßenbau im Kreis, die Straßenbaufirmen und die dort arbeitenden Menschen. „Das ist das Gegenteil von Wirtschaftsförderung“, schimpfte Hadel „und angesichts des niedrigen Preisgefüges und auch der niedrigen Kreditzinssätze eine unwirtschaftliche und finanzpolitische Politik, die unsozial und ungerecht ist“. Ein Landrat könne mehr tun als der gegenwärtige Amtsinhaber. Er, Hadel, wolle jedenfalls die Kräfte im Kreis bündeln, um den Wirtschaftsstandort zu stärken. Dazu zähle etwa die Schaffung eines „Dienstleistungszentrums Wirtschaft“ im Kreishaus, das insbesondere Mittelständler unterstützen müsse.

Für Ganztagsschulen

Als weitere Ziele nannte Hadel den Kampf gegen die der Braunkohle schadenden Energiepolitik von Umweltminister Trittin sowie die Förderung offener Ganztagsschulen. Hadel will sich auch für familienfreundlichere Betreuungsangebote stark machen, damit junge Menschen Familie und Beruf besser unter einen Hut bekämen und Frauen „sich wieder mehr trauen, Kinder zu bekommen“.

Ohne Überraschungen verlief auch die Wahl der 33 Direktkandidaten für den Kreistag und die Aufstellung der Reserveliste. Zurzeit hat die SPD 23 Abgeordnete im Kreistag. Sollten die Sozialdemokraten nur wenige Direktmandate am 26. September holen, käme der Reserveliste eine besondere Bedeutung zu. Auf Platz eins steht dort die stellvertretende Landrätin Christa Schütz (Kerpen), es folgen auf den Plätzen zwei bis zehn Dr. Kai Faßbender (Bergheim), Klaus Lennartz (Hürth), Rolf Uebach (Pulheim), Jutta Maas (Erftstadt), Hardy Fuß (Frechen), Ernst Reinkemeier (Brühl), Helmut Latak (Wesseling), Guido van den Berg (Bedburg) und Anton Wagner (Elsdorf).

Einige altgediente Kommunalpolitiker werden nicht mehr antreten: Dazu zählen der Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag, Edgar Moron (Erftstadt), der zeitliche Gründe für seinen Rückzug anführt, Hürths früherer Bürgermeister Rudi Tonn, Günter Henschke (Hürth), Liselotte Werres und Hans-Peter Wolle (beide Bergheim) sowie Wilfried Effertz, der für das Bürgermeisteramt in Elsdorf kandidiert.