Stump bei den Roten

Ausgerechnet am höchsten rheinischen Feiertag, am Rosenmontag, habe sich Landrat Werner Stump aus dem Rhein-Erft-Kreis „geflüchtet“, klagt Leser David Boventer. Dabei preise Stump doch ständig die Vorzüge des Kreises. Und dann, ausgerechnet am Rosenmontag, sehe man ihn leibhaftig und via Bildschirm im Karnevalszoch in der Domstadt. Es hätte dem Landrat gut zu Gesicht gestanden, so die weitere Schelte, wenn er im Kreis geblieben wäre und sich dort unter das Narrenvolk gemischt und ein paar der tollen Züge besucht hätte.

Stump wundert sich nur über derartige Einlassungen. Natürlich sei er am Rosenmontag in Köln gewesen, auf Einladung von Josef Stollenwerk, dem Kerpen-Blatzheimer Konservenunternehmer, gibt der Landrat ohne Umschweife zu. Stollenwerk sei seit 30 Jahren Generalpostmeister der Roten Funken und habe ihn, Stump, anlässlich seines Jubiläums auf den Wagen der Roten geladen. Und dann war da noch der Oberbürgermeister der Domstadt, Fritz Schramma. Der hatte die Umland-Repräsentanten mit Kostümen geladen, für den Karneval und dafür, die Bewerbung Kölns zur Kulturhauptstadt zu unterstützen. Und bei der großen Sitzung des Festkomitees sei er auch gewesen, räumt Stump ohne einen Hauch von Reue ein: „Ich mache Werbung, verbinde das Umland kulturell mit Köln.“

Na also. Der Mann war quasi dienstlich unterwegs, für die Kultur, für den Rhein-Erft-Kreis, für die Region. Motto: „Da simmer dabei! Dat is prima! Viva Colonia!“

Innerhalb des Kreises habe er seine närrischen Pflichten auch erfüllt, beteuert Stump. Immerhin seien 50 seiner knapp 60 Karnevalstermine (Sitzungen, Ehrungen, Proklamationen) deutlich näher an der Erft als am Rhein gewesen. Nein, Schuldgefühle habe er keine. Im Gegenteil. Typisch Karnevalist, nutzt er die Chance, „weil et jede Augenbleck nur einmol jitt.“ Und am Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei. Oder?