Hadel gegen Stump

Bernhard Hadel
Landratskandidat Bernhard Hadel

Der Frechener SPD-Landtagsabgeordnete Hardy Fuß verzichtet auf eine Bewerbung, weil noch immer gegen ihn im Zusammenhang mit dem Kölner Müllskandal ermittelt wird.

Paukenschlag gestern Abend um 19 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn des Neujahrsempfang des Kreises in den Hürther NOB-Studios: Auf einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz beendete SPD-Kreisvorsitzender Guido van den Berg das monatelange Rätselraten um den SPD-Kandidaten für die Landratswahl. Nicht mit dem eigentlichen Favoriten Hardy Fuß, sondern mit dem Wesselinger Beigeordneten Bernhard Hadel will die SPD im September ins Rennen gehen. Gegen Fuß, den früheren Manager von „Isis“, einer Tochterfirma der in den Kölner Müllskandal verwickelten Firma Trienekens, wird seit langem ermittelt. Fuß erklärte am Freitag zur Begründung, es sei nicht damit zu rechnen, dass das Verfahren gegen ihn in absehbarer Zeit beendet werde. Gleichwohl rechne er nach wie vor mit der Einstellung des Verfahrens.

Mit Hadel, sagte van den Berg, habe die SPD nun einen Bewerber, der „genauso gut ist wie Fuߓ. Hadel selbst fühlt sich denn auch nicht als Ersatzkandidat. „Das bin ich sicher nicht“, erklärte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Gleichzeitig räumte der 56-Jährige ein: „Ich wäre gar nicht auf den Gedanken gekommen zu kandidieren, wenn der Hardy nicht seinen Vorbehalt gehabt hätte. Nun aber lasse ich mich in die Pflicht nehmen – und ich mache es gern.“

Wo seine Qualitäten liegen? „Das sollen andere bewerten“, gab Hadel sich bescheiden. Er arbeite seit 34 Jahren aktiv in der SPD und habe dort „alle Höhen und Tiefen miterlebt“. Von 1977 bis 1982 stand Hadel an der Spitze der Wesselinger Ratsfraktion, seit Beginn der 80er Jahre ist er Schatzmeister der Kreis-SPD. Der gebürtige Lüneburger, der seit 1971 in Wesseling lebt, wurde 1982 Beigeordneter in der Stadt am Rhein und 1987 zusätzlich Kämmerer. Hadel ist zudem Mitbegründer der Arbeitsloseninitiative „Lichtblick“.

Eine Auseinandersetzung mit Amtsinhaber Werner Stump scheue er nicht, sagte Hadel, er lehne es aber ab, sich mit ihm zu vergleichen. „Ich habe einen anderen Ansatz als Herr Stump.“ Ihm, Hadel, gehe es darum, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen im Kreis zu verbessern. „Wenn ich höre, wie rigoros mit Menschen umgegangen wird, auch im Kreishaus – das wäre mit mir nicht zu machen.“ Er wolle dafür kämpfen, dass Politik nicht länger mit „einem schmutzigen Geschäft“ gleichgesetzt werde.

Der künftige Landrat müsse stärker als Moderator auftreten als bisher, beschrieb Hadel eines seiner weiteren Ziele. Der Landrat sei dazu da, die Kräfte zu bündeln, um den Wirtschaftsstandort Rhein-Erft-Kreis in der Region zu stärken, und müsse sich dafür einsetzen, dass das produzierende Gewerbe nicht nur Waren produziere, sondern auch wieder neue Arbeitsplätze. Zudem sei der Landrat gefordert, „den Schulterschluss zwischen Kreis und Kommunen zu leisten“. Heute behandelten sich Kreis und Städte vielfach als Konkurrenten, manche forderten sogar, den Kreis abzuschaffen. Dabei sei es vielmehr wichtig, „keine Fronten entstehen zu lassen, vernünftig miteinander zu arbeiten und Programme untereinander abzustimmen“. Hadel: „Bei einer Neuorganisation, etwa in der Wirtschaftsförderung, schwebt mir ein stärkerer Einfluss der Gemeinden vor.“

Hadel soll am 20. März auf einer Wahlkreiskonferenz offiziell zum Kandidaten gewählt werden. Angesprochen auf seine Chancen im Rennen mit Stump, setzt er auf das Prinzip Hoffnung: „Vor fünf Jahren hatten wir bei der SPD auch viele Favoriten, die bei der Wahl gescheitert sind.“ Er hoffe auf Rückenwind durch die Politik der Bundesregierung. Mit einem Augenzwinkern beschreibt van den Berg Hadels Wahlchancen: „Ich erinnere mich gern an seine Wiederwahl als SPD-Kassierer auf dem letzten Parteitag. Da gab es 100 Prozent.“

Stimmen zum Kandidaten der SPD

Politische Weggenossen und Gegner äußerten sich zu Bernhard Hadel, der für die SPD als Landratskandidat antreten möchte.

Werner Stump, Landrat: „Ich freue mich, dass ich jetzt auch den dritten Herausforderer nach der FDP und den Grünen kenne, und ich gehe von einem fairen Wahlkampf aus.“

Hardy Fuß, SPD-Fraktionschef im Kreistag: „Wir stellen Fachkompetenz vor Tourismus-Firlefanz und werden mit Bernhard Hadel eine fulminante Kampagne hinlegen.“

Ralph Bombis, FDP-Fraktionschef im Kreistag: „Ich habe ihn als kompetenten Mann kennen gelernt. Es wird für ihn aber nicht leicht werden. Ein interessanter Gegner für unseren Kandidaten Horst Engel.“

Klaus Lennartz, SPD-Ehrenvorsitzender: „Bernhard Hadel ist der Politiker, mit dem ich am längsten im Kreis zusammenarbeite, nämlich seit 33 Jahren. Deshalb habe ich mich mehr als gefreut, dass er für uns als Kandidat zur Verfügung steht. Ich kann mir keinen besseren Kandidaten vorstellen. Auf meine Unterstützung kann er bauen.“

Michael Breuer, CDU-Kreisvorsitzender: „Die SPD hat offensichtlich Angst vor ihren Mitgliedern, denn eine offene Kandidatenfindung hat es ja wohl nicht gegeben. Wir orientieren uns an Werner Stump und nicht an Gegenkandidaten.“

Rüdiger Warnecke, Kreisvorsitzender der Grünen und Landratskandidat: „Herr Hadel ist sicherlich ein kompetenter Mann. Der Schwerpunkt seiner Arbeit wird vermutlich der Haushalt sein. Ich denke, bei den Bürgerinnen und Bürgern ist er nicht so bekannt, so dass die Kandidaten der kleineren Parteien – Horst Engel für die FDP und ich – durchaus gut am Wettbewerb teilnehmen können.“

Günter Ditgens, Bürgermeister von Wesseling und damit Hadels Vorgesetzter: „Bernhard Hadel ist ein äußerst fähiger, exzellenter Beigeordneter und Kämmerer, dessen Weggang für Wesseling einen herben Verlust bedeuten würde.“

Kommentar von Jürgen Koch (Kölner Stadt Anzeiger:
Der Kopf wählt nicht allein

Nun ist es raus. SPD-Mann Bernhard Hadel soll bei der Landratswahl im Herbst gegen den Amtsinhaber Werner Stump (CDU) antreten. Der Name Hadel wurde in jüngster Zeit immer häufiger genannt, denn immer deutlicher zeichnete sich ab, dass die Staatsanwaltschaft in absehbarer Zeit ihre Ermittlungen gegen den Landtagsabgeordneten Hardy Fuß nicht zu einem Ende bringen wird.

Natürlich hat der neue SPD-Vorsitzende van den Berg den Zeitpunkt der Bekanntgabe der Nachricht und den Ort nicht ohne Hintergedanken gewählt. Die SPD wollte dem Landrat die Schau stehlen beim Neujahrsempfang. Klar war die Aufstellung des Kandidaten Thema an diesem Abend. Ob er aber im Gespräch bleiben wird, steht auf einem anderen Blatt. Und eine gewiefte Inszenierung macht noch lange keinen Wahlsieg.

Indes, als Widerpart muss Stump Hadel ernst nehmen. Der Beigeordnete in Wesseling gilt als ausgewiesener Verwaltungsfachmann, der ohne Zweifel ein Kreishaus auf Linie halten oder bringen kann. An seiner fachlichen Kompetenz wird auch der politische Gegner nicht rütteln können. Und Hadel wird seine Wahlkampfstrategie ganz auf das Thema Wirtschaft ausrichten, in der Hoffnung, den Amtsinhaber in dieser Hinsicht ausstechen zu können. Die Rede Stumps beim Neujahrsempfang signalisierte, dass der Landrat versucht, sein Profil in Wirtschaftsfragen zu schärfen. Das wird ein interessanter Schlagabtausch.

Hadel ist kein Volkstribun, glücklicherweise aber auch kein Mann lauter Worte und plumper Polemik. Ein wenig fehlt ihm die Ausstrahlung, die er bisher als zweiter Mann in einer Verwaltung auch nicht brauchte. Er wird es nicht leicht haben, die Herzen der Wähler zu erobern. Und die Psyche spielt bekanntlich bei Wahlen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Der Kopf allein macht kein Kreuzchen.