Was Stoiber beim BoA-Besuch versprach

Die Schichtarbeiter kriegen die Krise, wenn sie die Vorschläge zur Steuerreform aus Wildbad Kreuth hören. Besonders sauer ist die Belegschaft des Kraftwerkes Niederaußem. Hatte ihnen doch Edmund Stoiber bei seinem Besuch als CDU-Kanzlerkandidat im Juni 2002 versprochen, Nacht- sowie Sonn- und Feiertagszuschläge seien tabu.

Martina Kalin, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende im Kraftwerk Niederaußem, erinnert sich noch genau an den Besuch Stoibers. Zunächst besichtigte er den BoA-Block, dann nahm er sich Zeit für eine Diskussion mit der Belegschaft. Ob es unter einem Kanzler Edmund Stoiber zu einer Besteuerung von Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschlägen komme, fragte Kalin. „Nein“, antwortete der bayrische Ministerpräsident.

„Und jetzt dürfen wir das genaue Gegenteil lesen“, ereifert sich Betriebsratsvorsitzender Harald Könen über Reformpläne der CSU. Als Kreisvorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) ist Könen dem Mann aus Bayern aufgrund der unterschiedlichen politischen Gesinnung schon nicht sonderlich zugetan. Was Stoiber jetzt durchsetzen will, wirkt auf den Gewerkschafter in Niederaußem wie ein rotes Tuch.

Die Existenz der Kollegen stehe auf dem Spiel, sagt Könen. 15 bis 20 Prozent ihres Lohns seien weg, wenn die Zuschläge besteuert würden. Die Leute im Schichtdienst müssten an sieben Tagen im Monat nachts arbeiten und zwei Dienste an Sonntagen übernehmen. Mehrere hundert Euro könnten da je nach Lohngruppe und Familienstand am Ende des Monats auf dem Konto fehlen.