
Der 28-jährige Bedburger Guido van den Berg ist seit einer Woche neuer Vorsitzender der SPD im Rhein-Erft-Kreis. Mit ihm sprach Gilberto Bruletti.
SonntagsPost: Von den 119 Delegierten auf dem Kreisparteitag in Wesseling stimmten 94 für Sie als neuen Kreisvorsitzenden. Haben Sie eine Ahnung, welche Erwartungen die Genossen in Sie setzen?
Guido van den Berg: Die Mitglieder erwarten einen aktiven und kreativen Vorsitzender, der mit Freude Politik macht, der gerne fair und offen streitet und dabei freundlich bleiben kann, einen Vorsitzender, der keinen Motivierten links liegen läßt. Ich will mit motivierten Mitgliedern eine selbstbewußte Politik machen.
SonntagsPost: Bei der Wahl votierten 20 gegen Sie. Erwarten Sie Widerstände aus den eigenen Reihen?
Guido van den Berg: In der Politik arbeitet man immer mit Widerständen. Ich bin aber mit den 86 Prozent Zustimmung sehr zufrieden. Schließlich bin ich ja ein junger Vorsitzender und da sagen einige: der soll erst mal zeigen was er kann. Und das ist auch in Ordnung so. Übrigens hatte mein gleichaltriger Kollege, der Kölner SPD-Vorsitzende Jochen Ott bei seiner ersten Wahl genau das gleiche Ergebnis: auch 86 Prozent.
SonntagsPost: Ihr Vorgänger Hans Krings meinte, dass man die Kommunalwahl gewinnen werde. Können Sie seinen Optimismus teilen?
Guido van den Berg: Ja, Hans Krings hat recht. Erfolge kann man machen. Viele bei der CDU im Kreis glauben zur Zeit, dass sie die nächste Kommunalwahl wegen des Bundestrends quasi im Schlafwagen gewinnen könnten. Man fährt ein wenig Fahrrad, man mischt Rheinwasser mit Erftwasser und man grübelt über Barfußwanderwege an Flußläufen. Bei allen wirklichen politischen Problemen im Kreis macht die CDU die Gardinen und die Vorhänge des Schlafwagens dicht. Da soll bloß von außen keiner rein gucken und es soll keiner bemerken, dass hier geschlafen wird. Wir werden die Konkurrenz mit Inhalten stellen.
SonntagsPost: Die Mitglieder gehen nicht nur, aber vor allem der SPD laufen. Wie zu hören war, gedenken Sie diesen Trend im Rhein-Erft-Kreis mit Spaß stoppen zu wollen.
Guido van den Berg: Nein, Spaßpolitiker brauchen wir wirklich nicht und das Guido-Mobil kann die FDP auch für sich behalten. Nur weil ich einige Thesen möglicherweise etwas anders und etwas frischer formuliere, sollte sich niemand täuschen. Ich meine es ernst. Die Kreis-SPD befasst sich damit, wie man die Energiewirtschaft und die Chemieindustrie weiterentwickeln kann. Wir kümmern uns um Nanotechnologie und die Einrichtung eines Gesundheitszentrums. Und wir wollen, dass das Potential des exanpdierenden Flughafens Köln-Bonn für unsere Region besser genutzt wird. Kurzum: Mit konkreter und guter Politik werden wir überzeugen, Menschen zum mitmachen einladen und auch neue Mitglieder werben.
SonntagsPost: Welche Anliegen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Guido van den Berg: Seit ihrer Gründung setzt sich die Sozialdemokratie für Teilhabe ein. Es geht um Teilhabe am Sagen und am Haben. Ich glaube, diese Ziele sind heute in einer globalisierten Welt mindestens so aktuell wie bei der Gründung der SPD vor über 140 Jahren. Für uns im Rhein-Erft-Kreis heißt das konkret: Ich will, dass jeder Jugendliche in unserem Kreis einen Ausbildungsplatz findet. Ich will für unsere Kinder und deren Eltern gute Angebote für Ganztagsbetreuung schaffen. Ich will, dass der soziale Kitt in unserer Gesellschaft erhalten bleibt. Das ist mir wichtig.