Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember 2003 erklärt Helga Kühn-Mengel, Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit und Soziale Sicherung der SPD-Bundestagsfraktion:
Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stellen den weltweiten Aktionstag zum Thema Aids am 1. Dezember 2003 unter das Motto "Ausgrenzung abwehren". Dieses Motto gegen Diskriminierung und Ausgrenzung bezieht sich nicht nur auf Deutsche, sondern auch auf Menschen aus anderen Ländern und Kulturen.
Die Zahlen der Vereinten Nationen geben erschütternde Auskunft über das Ausmass der Pandemie Aids: Weltweit haben sich seit dem Ausbruch von HIV/Aids 65 Millionen Menschen infiziert und rund 23 Millionen Menschen sind bereits gestorben.
Für Ende 2002 wird die Zahl der Infizierten weltweit auf 42Millionen geschätzt, davon über 3 Millionen Kinder unter 15 Jahren. Zunehmend sind Frauen und Mädchen von der Epidemie
betroffen.
UNAIDS rechnet bis 2010 zusätzlich mit rund 45 Millionen neu infizierten Menschen, wenn die Anstrengungen gegen die Ausbreitung von Aids nicht erhöht werden.
Der Grossteil der Betroffenen lebt in Afrika. DochSteigerungsraten in Indien, China, Russland oder Osteuropa legen den Schluss nahe, dass auch dort mit gravierenden
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen zu rechnen ist, wenn nicht verstärkt gegen die Ausbreitung angegangen beziehungsweise den Menschen keine medikamentöse und soziale
Betreuung zugänglich gemacht wird.
Derzeit hat weltweit nur ein Prozent der Betroffenen Zugang zu helfenden Medikamenten. Zwar sind viele Medikamente kostengünstiger geworden oder werden teilweise von Pharmafirmen umsonst abgegeben. Aber günstige Medikamente sind für die meisten Menschen immer noch nicht bezahlbar. Auch die Verteilung der Medikamente ist nicht immer und überall auf der Welt zu leisten.
Zu begrüssen ist daher das noch neue Finanzierungsinstrument von Regierungen und Privaten im Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria: der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM). Er ist aus der UN-Vollversammlung 2000 und dem G8-Gipfel im Januar 2001 hervorgegangen. Vor 18 Monaten konnte der GFATM seine Arbeit aufnehmen und ist derzeit mit 224 Programmen in 121 Staaten aktiv. Der GFATM ist ein wichtiges Instrument im Umgang mit der globalen Herausforderung HIV/Aids.
Die Bundesregierung stellt durchschnittlich pro Jahr rund 300 Millionen Euro für die Aids-Bekämpfung zur Verfügung: für Aufklärung und Bildung, für Unterstützung des Gesundheitswesens, für Entwicklungspartnerschaften mit der Forschung, den Heilberufen, den Medien und der Zivilgesellschaft.
In Deutschland sind rund 60.000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert oder bereits an Aids erkrankt, 18.000 sind bis heute daran gestorben. Geschätzt wird, dass jedes Jahr hierzulande
2000 Menschen, davon ein Viertel Frauen, dazu kommen. Junge Leute sind besonders betroffen: Mehr als die Hälfte der in Deutschland Betroffenen sind zwischen 15 und 24 Jahre alt.
Ende 2002 lebten in Deutschland rund 39.000 Menschen mit HIV, etwa 5.000 von ihnen auch mit AIDS. 2002 wurden rund 2.000 HIV-Infektionen neu festgestellt. Die meisten Infizierten stecken sich nach wie vor beim Sex zwischen Männern an (etwa 50 Prozent), 16 Prozent bei heterosexuellen Kontakten und etwa zehnProzent beim intravenösen Drogenkonsum.
Dank der Kombinationstherapien zur Unterdrückung der Virusvermehrung ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit HIV gestiegen. Doch ist das kein Grund zu Entwarnung. Im Gegenteil – es ist ein zunehmender Verlust des Risikobewusstseins gegenüber sexuell übertragbaren Krankheiten festzustellen.
Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2003 erinnert uns daran, uns jeden Tag gegen Stigmatisierung und Diskriminierung zu wenden.
Weitere Informationen unter www.bzga.de.