Wer in Deutschland publiziert und forscht, sollte in Zukunft seine Geldquellen offen legen

Anlässlich der neuen Erkenntnisse zur Hormonersatztherapie bei Frauen erklärt die Sprecherin der Arbeitsgruppe für Gesundheit und soziale Sicherung Helga Kühn-Mengel:

Die Erkenntnis, dass die in Deutschland an Frauen verabreichte Hormonersatztherapie auch Nebenwirkungen hat, sollte niemanden wirklich verwundern. Auch hier gilt der medizinische Grundsatz, dass es keinen Wirkstoff ohne Nebenwirkungen gibt.

Es stimmt nachdenklich, dass diese hormonellen Medikamente mittlerweile massenweise und generationenübergreifend eingesetzt werden. Das Therapiespektrum reicht vom Verhütungsmittel über die Bekämpfung von Wechseljahresbeschwerden und Osteoporoseprophylaxe bis hin zur Senkung des Erkrankungsrisikos bestimmter Krebsarten.

Seit einigen Jahren häufen sich Studienauswertungen, welche beim grosszügigen Umgang mit weiblichen Sexualhormonen zur Vorsicht mahnen. Nach Prof. Greiser/Bremen im Jahr 2000 und der abgebrochenen WHI-Studie in den USA/2002 kommt nun auch ein britisches
Forscherteam in der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet" zu dem Schluss, dass an die Hormonsubstitution mit Vorsicht herangegangen werden muss. Ein erhöhtes Brustkrebsrisiko wird beschrieben. Die SPD-Bundestagsfraktion hat frauenspezifische Versorgung und Forschung bereits seit längerer Zeit zum Thema gemacht. Die sich jetzt herauskristallisierenden Erkenntnisse über die Hormonersatztherapie zeigen die Richtigkeit und die Notwendigkeit dieses Vorgehens.

Zentraler Schlüssel für mehr Produktesicherheit ist Transparenz bei der Finanzierung von wissenschaftlichen Berichten, Vorträgen und Forschungsvorhaben. Bisher hat sich der internationale Kodex der Offenlegung von Drittmitteln in Deutschland noch nicht durchgesetzt. Nur durch Transparenz der Finanzquellen kann eine Studie oder Meinungsäusserung bezüglich ihrer Fundiertheit und Neutralität eingeschätzt werden.

Die Drittmitteldeklaration muss in Zukunft auch in Deutschland als Routineinstrument eingeführt werden. Hier werden wir die Notwendigkeit, gesetzlich einzugreifen, prüfen.