Bäckermeister Willi Immerath und die Bundestagsabgeordnete Gabi Frechen lieferten sich gestern ein heftiges Wortgefecht.
Dass die Reform der Handwerksordnung und die Abschaffung des Meisterzwanges zwar von vielen gefordert, längst aber nicht von allen in ihrer jetzigen Form akzeptiert wird, konnte die Bundestagsabgeordnete Gabi Frechen gestern vor Ort erfahren. Denn bei einem Besuch des Elsdorfer Bäckermeisters Willi Immerath musste sich die SPD-Politikerin einiges anhören. Wenn in Zukunft kein qualifizierter Abschluss für den Bäckerberuf mehr notwendig sei, weiß ich nicht, ob ich noch weiter ausbilden soll. Nicht alleine Immerath, auch Alexandra Dienst von der Bäcker-Innung Köln-Erft befürchtet, dass in Zukunft viel weniger junge Leute eine Bäcker- oder auch Metzgerlehre machen werden. Warum soll ich mir das denn noch antun? sagten einige heute bereits, berichtete Dienst. Andere werden einfach abbrechen, weil sie nicht mehr motiviert sind. Bereits heute seien die Zahlen bei den Lehrlingen in diesen Berufen stark rückläufig. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel zurückgegangen.
Frechen, selber Tochter eines Bäckers, glaubt nicht, dass nur ein Bäckermeister in der Lage ist, vernünftiges Brot zu backen. Ich komme gerade aus Italien, dort gab’s astreines Brot. Und in Italien wie in den meisten anderen EU-Staaten gibt es keinen Meisterzwang. Die Abgeordnete machte ebenfalls klar, dass es in Deutschland keinesfalls eine Inländerdiskriminierung geben könne.
Denn schon bald dürften Holländer, Belgier, Franzosen oder Spanier in Deutschland einen Handwerksbetrieb ohne Meisterbrief leiten. Da geht es nicht, dass wir dies den deutschen Handwerkern untersagen. Doch Immerath war nicht überzeugt: Wir müssen ja nicht jeden Mist importieren, der aus Brüssel kommt.
Er und Alexandra Dienst haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Schließlich will die Opposition im Bundestag die Abschaffung des Meisterzwanges in zahlreichen Berufen im Bundesrat wieder kippen. Immerath: Sollte das Gesetz trotzdem durchkommen, werden viele Bäcker Probleme bekommen.