Immer mehr verantwortungsbewusste Ärzte distanzieren sich vom Ärztestreik

Helga Kühn-Mengel
Helga Kühn-Mengel MdB

Zu dem drohenden Ärztestreik erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-
Bundestagsfraktion, Helga Kühn-Mengel:

Der Verein demokratische Ärztinnen und Ärzte bescheinigt der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, dass die angestrebten Kampfmassnahmen unangemessen sind, das
Vertrauensverhältnis zu den Patienten missbraucht wird und mit den Existenzängsten der Arzthelferinnen gespielt wird.

Ärzte reißen ihren Funktionären die Maske des um ihre Patienten und Mitarbeiterinnen besorgten Biedermanns vom Gesicht. Sie entlarven sie als Brandstifter, denen es in Wahrheit nur ums Geld geht!

Wieder einmal rufen Ärztefunktionäre die Ärzte auf, finanzielle Interessen auf Kosten der Patienten durchzusetzen. Wieder einmal wollen Ärztefunktionäre der Öffentlichkeit weismachen, dass die Ärzteschaft am Hungertuch nagt. Die Wahrheit ist, dass der Durchschnittsarzt ein steuerpflichtiges Einkommen von 70.000 Euro allein aus der Behandlung von Kassenpatienten erzielt. Hinzu kommen die Einkünfte aus privatärztlicher
Tätigkeit. Die Einkommen der verschiedenen Arztgruppen divergieren allerdings sehr stark. Diese Verzerrungen haben mit der Arztdichte in Deutschland und mit der Honorarverteilung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen zu tun.

Ich fordere die Ärztefunktionäre auf, ihre Kreativität für eine spürbare und nachhaltige Verbesserung der Versorgung einzusetzen. Den Interessen sowohl der Patienten als auch
der Ärzte wird am besten gedient, wenn Unter-, Über- und Fehlversorgungen beseitigt werden. Der Schlachtruf von Ärztefunktionären "mehr Geld ins System" war und ist falsch. Er lenkt von den wahren Problemen unseres Gesundheitssystems nur ab. Mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit ins System ist die richtige Devise. Wir werden mit der anstehenden Strukturreform die Qualitäts- und Effizienzoffensive entschlossen und zielstrebig fortsetzen, die wir mit der Gesundheitsreform 2000 eingeleitet haben.