„In Deutschland ist der Impfschutz bei Tieren oft besser als bei Kindern, was leider auch auf den Erftkreis zutrifft“, äußerte sich der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Ernst Bohm, in der letzten Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Senioren und Familie. Um eine Masern-, Mumps- und Röteln-Epidemie zu verhindern, ist laut dem Gesundheitsbericht 2002 des Landes Nordrhein-Westfalen eine Impfrate von 90 bis 95 % der Bevölkerung erforderlich. Vor diesem Hintergrund wollte die SPD-Kreistagsfraktion wissen, wie viele Kinder und Jugendliche im Erftkreis gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) geimpft sind und hatte einen entsprechenden Antrag gestellt.
Dr. Bohm legte dar, dass bei der Einschulung 2001 im Erftkreis bei der ersten Impfung noch 75,8 % der Kinder nachweislich gegen Masern, 76,1 % gegen Mumps und 67,7 % gegen Röteln geimpft waren. Bei der seit 1991 erforderlichen zweiten MMR-Impfung stellt sich die Situation anders dar: Hier waren lediglich 16,6 % der Kinder gegen Masern, 15,6 % gegen Mumps und 14,3 % gegen Röteln geimpft. Dieses Ergebnis liege zwar nicht höher als der Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen, sei aber angesichts der möglichen Folgen der Krankheit alarmierend, so Dr. Bohm. Bei Masern handele es sich nämlich nicht, wie weithin angenommen werde, um eine harmlose Kinderkrankheit, sondern um eine hochansteckende Viruserkrankung, bei der es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen könne. In diesem Jahr sei ein Kind aus Bedburg als Folge der Masernerkrankung an der gefürchteten Hirnhautentzündung erkrankt und irreversible Schäden zurückbehalten.
2001 waren im Erftkreis insgesamt 48 Masernfälle nach dem Infektionsschutzgesetz gemeldet (in NRW insgesamt 1593), bis Mai 2002 waren es bereits 40 Fälle im Erftkreis (1527 in NRW). Recht unterschiedlich gestalten sich die MMR-Impfdaten im Vergleich der Kommunen im Erftkreis zueinander. Bei einer Impfberatung 2000, die das Gesundheitsamt des Erftkreises in den 6. Klassen aller weiterführenden Schulen bei 5253 Schülern durchgeführt hat, wurden erhebliche Impflücken festgestellt. Während in Bedburg (Masern 54 %, Mumps 53 %, Röteln 49 %) und Frechen (Masern 65 %, Mumps 64 %, Röteln 61 %) eine relativ hohe Impfbeteiligung zu verzeichnen war, schnitten Elsdorf (Masern 34 %, Mumps 32 %, Röteln 27 %) und Pulheim (Masern 35 %, Mumps 34 %, Röteln 30 %) schlecht ab.
Die Ausschussmitglieder waren sich dahingehend einig, dass das vom Gesundheitsamt entwickelte Konzept zur Verbesserung des MMR-Impfschutzes weiterentwickelt werden und der Öffentlichkeit beispielsweise durch eine eigene Seite im Internet zugänglich gemacht werden müsse. „Die Ergebnisse zeigen eindringlich, dass im Erftkreis bei vielen Eltern noch Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Nur durch umfassende Aufklärung können wir zu einer wesentlich besseren Impfbeteiligung gelangen“, meint der Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion im Sozialausschuss, Helmut Latak.