
Einen großen Bogen über den Zusammenhang von Sportförderung, Persönlichkeitsentwicklung bis hin zu den Ergebnissen der Pisa-Studie schlug SPD-Kreisvorsitzender Hans Krings in seinen einleitenden Worten: "Wir wollen dem Thema Sportförderung einen neuen Stellenwert im Erftkreis geben."
Der Bergheimer Kinderarzt Dr. Thomas Justen griff in seinem Eingangsreferat zu darstischen Formulierungen: "Viele Eltern glauben wirklich, dass sie sich am besten für die Gesundheitliche Entwicklung ihrer Kinder kümmern können, indem sie ihren Kindern Fruchtzwerge verabreichen. Auch das Essen gehört zur Erziehung." Der Mediziener schilderte auf der Fachkonferenz der SPD zur Sportförderung für Kinder eindrucksvoll sein Erleben von mangelnder sportlicher Bewegung der nun heranwachsenden Generation: "Was will man schon erwarten wenn die Energie der Kinder heute nicht mehr beim Toben ausgelebt wird, sondern beim Drücken von Tasten mit Computerspielen?"
Aus dem düsteren Szenario der "Generation Grobmotorik" zeigte dann Professor Dr. Volkner Rittner von der Sporthochschule Köln einen Weg auf: "Wir stellen fest, dass immer mehr Menschen heutzutage einen direkten Bezug zwischen sportlicher Betätigung und gesundheitlichem Zustand feststellen. Das Gesundheitsmotiv‘ steht beim Beitensport mittlerweile vorne an. Das sollten wir nutzen."
Birgit Müller von der Gesundheitskonferenz des Kreises Neuss stellt im Anschluß hieran das Projekt Hüpfdötzchen vor, bei dem es gelungen ist, mehr Bewegungselemente im Kindergartenalltag zu etablieren. In einem gemeinsamen Bündnis von Kindergärten, Sportvereinen und Kinderätzten ist man hier die Problematik angegangen. Birgit Müller stellte insbesondere dar, dass Bewegungsförderung nicht nur aus Sport bestehe, sondern dass es auch um Wahrnehmungsförderung, Meditation und Koordinationstrainings gehe: "Dabei mussten wir auch viele Vorurteile überwinden. Die Regel: Beweg Dich nicht, dann verletzt Du Dich auch nicht, stimmt so nicht." Insbesondere dieser Vortrag lösste bei den über 50 anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aus Kindergärten und Sportvereinen im Erftkreis viele Diskussionsbeiträge aus. Eine Erzieherin bemerkte: "Wenn wir diese Aufgabe anpacken wollen, müsste auch das Image unseres Berufsstandes verbessert werden."
Birgit Alefelder vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen richtete sich in ihrem Vortrag sowohl an Sportvereine wie auch an die Kindergärten: "Schließen sie Bündnisse vor Ort und Schaffen sie eine neue Lobby für Kinder." Frau Alefelder warb insbesondere dafür, dass die Kindergärten sich jeweils ein eigenständiges Profil geben sollten; der Landessportbund habe so in NRW bereits 24 "Bewegungskindergärten" zertifiziert.
Der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Guido van den Berg, der die Veranstaltung organiesierte und moderierte, versprach die Anregungen aufzunehmen und in seiner Partei weiterzutragen: "Wir wollen das aber nicht abgehoben machen, sondern mit Ihnen vor Ort im Dialog bleiben." Und auch die Kritik einer Erzieherin, dass sich die Politik bislang sehr wenig für die Arbeit in Kindergärten interessiert habe, nahm Guido van den Berg konstruktiv auf: "Ich gebe zu, dass wir schlicht zu wenig über Ihre Arbeit wissen. Was halten Sie davon, wenn wir Sie einfach einmal besuchen."