
Viel zu viele Kinder sind heutzutage zu dick und leiden an Störungen des Bewegungsablaufes, stellt der Niederaußemer Kinderarzt Thomas Justen fest. Falsche Ernährung und Bewegungsmangel sieht Justen als Ursachen. Selbst Spielen werde einmal dick gewordenen Kindern zu anstrengend. In Folge stellten sich neben Krankheitssymptomen, Verhaltensstörungen ein, Kommunikationsprobleme drohten bis hin zur Isolation, sagte der Fachmann in seinem Vortrag zum Thema "Sportförderung für Kinder" am Mittwochabend im Kreishaus.
Die Vorsitzenden der Erftkreis-SPD Hans Krings und Guido van den Berg hatten zur Fachkonferenz Vertreter von Sportvereinen und Kindergärten eingeladen. Denn, bereits im Kindergarten möchten sie zusätzliche Anreize schaffen, damit Kinder Bewegung wieder als lustvolle Bereicherung ihres Lebens erfahren. Auch der Kinderarzt Justen empfahl die Sportförderung im Kindergartenalter als vorbeugende Maßnahme zur Dickleibigkeit von Kindern.
Auch in anderer Hinsicht sei Sportförderung für Kinder hilfreich, denn die Fähigkeit sich zu bewegen, sei eng verknüpft, mit der Fähigkeit etwas zu lernen, sagte Volker Rittner von der Sporthochschule Köln.
Für mehr Bewegung im Kindesalter werbe der Landessportbund bereits mit dem Zertifikat "Bewegungsfreundlicher Kindergarten", sagte Birgit Alefelder vom Landessportbund NRW. Allerdings nur 28 Kindergärten in NRW hätten das Zertifikat bislang errungen, begründete sie weiteren Handlungsbedarf. Ein gelungenes Beispiel für Bewegungsförderung fand van dem Berg im Projekt "Hüpfdötzchen" im Nachbarkreis Neuss.
Birgit Müller vom Neusser Gesundheitsamt stellte das Projekt vor, in dem sich Sportvereine, Sporthochschulen und Kindergärten unter der Regie der dortigen Kreisverwaltung zusammengefunden haben. Fachleute aus den Vereinen und der Sporthochschule erarbeiteten in Neuss gemeinsam mit Erzieherinnen das nötige Wissen, die motorische Entwicklung in Form von Sportspielen gezielt zu fördern, führte Birgit Müller aus.
Dazu gehörten auch Informationen über die Kriterien des Gemeindeversicherungsverbandes. Denn manches Ballspiel falle wegen der Unsicherheit von Erzieherinnen über die Haftung der Versicherung aus. "Es ist wesentlich mehr erlaubt, als häufig angenommen wird", fand van den Berg heraus
"Erheblichen Bedarf" an Information zum Thema hätten die Teilnehmer der Konferenz gezeigt, so van den Berg. Der Erftkreis-SPD sei es geglückt, den Dialog zum Thema angestoßen zu haben, auch wenn die Einrichtung eines kreisweiten Projektes nach dem Neusser Modell angesichts leerer Kreiskassen eine Illusion sei.