Die SPD-Hochburgen im Erftkreis waren die Gesamtschulen, und die höchste stand in Bergheim: Glatte 60 Prozent der 285 Schüler stimmten für die Sozialdemokraten. Auch an den Gesamtschulen Brühl und Kerpen erreichte die SPD die absolute Mehrheit, dazu in der Hauptschule Kendenich. Nur in der Realschule Liblar blieben die Genossen mit 34 Prozent unter der 40er-Marke. Gabriele Frechen (SPD) gewann die Direktmandate souverän – nur am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth lag Lars Effertz (FDP) nur 14 Stimmen zurück.
Die CDU erlebte an den Schulen ein Debakel. An sieben von zehn Schulen lag sie zwischen 13 und 16 Prozent. 33 Prozent am Ville-Gymnasium waren ihr bestes Ergebnis.
Die Grünen erreichten bei den Schülern ein Vielfaches ihres Erwachsenen-Resultates – an vier Schulen sogar über 20 Prozent. Die FDP kam in fünf Schulen auf ein zweistelliges Ergebnis. Dafür stimmte am Ville-Gymnasium Erftstadt gar keiner für die FDP, die Grünen purzelten in der Realschule Kerpen unter fünf Prozent.
Kanzler der Erftkreis-Schüler wäre Gerhard Schröder: An vier Schulen könnte die SPD allein regieren, an vier weiteren würde es für Rot-Grün reichen. Damit lagen die Schulen im Erftkreis im Bundestrend der Juniorwahlen: 60 000 Schüler an 250 Schulen verschafften Rot-Grün eine satte Mehrheit: Die SPD kam auf 43 Prozent, die CDU auf 19,6, die Grünen auf 14, die FDP auf 8,4 und die PDS auf 5,2 Prozent.
Zutiefst bestürzt war Schulleiter Peter Wurthmann von der Realschule Kerpen: 13 Prozent der knapp 150 Wähler seiner Schule stimmten für die NPD. In Kerpen gebe es zwar eine rechtsradikale Szene, dennoch sei das Ergebnis überraschend, sagte Wurthmann. Manche Schüler hätten einfach die Lehrer provozieren wollen, vermutete er. Man werde nach den Ursachen forschen.
Gabriele Frechen freute sich über ihr Ergebnis: Solidarität komme bei jungen Leuten an. Wir haben uns wohl zu wenig um junge Leute gekümmert, kommentierte CDU-Kandidat Willi Zylajew das Juniorwahl-Ergebnis. Aber manche Wahrheiten hören sie eben nicht so gern. Dass junge Menschen für alte sorgen müssten, zum Beispiel.
Überrascht vom guten Abschneiden der Grünen war ihr Direktkandidat Johannes Bortlisz-Dickhoff. Viele Stimmen verdankten die Grünen wohl Joschka Fischer. FDP-Kandidat Lars Effertz freute sich vor allem über sein gutes Abschneiden am Gymnasium Hürth: Just dort hatte er sich bei einer Podiumsdiskussion vorgestellt. Die Wahlbeteiligung lag fast überall über 90 Prozent. Von zwei Schulen, der Erich-Kästner-Hauptschule in Bergheim und der kirchlichen Papst-Johannes-Gesamtschule in Stommeln, lagen die Ergebnisse gestern nicht vor.