Pisa hilft uns, den bereits eingeschlagenen Weg in NRW zu beschleunigen

Birgit Fischer und Helga Kühn-Mengel MdB in Lechenich am 19.9.2002
Birgit Fischer MdL und Helga Kühn-Mengel MdB

"Die Schlussfolgerungen der Pisastudie verändern den Kindergarten in einer Weise, den wir in NRW schon länger eingeleitet haben", so Birgit Fischer, Ministerin für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit in NRW. Auf Einladung von Helga Kühn-Mengel MdB referierte die Ministerin auf einer gut besuchten Podiumsdiskussion in Erftstadt-Lechenich.

Fischer sieht NRW auf gutem Weg. Die Chancen stehen gut für das frühe Lernen des Nachwuchses, da heute fast alle Kinder mit dem dritten Lebensjahr einen Kindergartenplatz haben. Dazu gehört auch, dass die Öffnungszeiten der Kindergarten den Bedürfnissen der Eltern besser angepasst wurden.

Diese Flexibilität stieß zunächst auf den Widerstand der Kindergarten. Heute, so die Ministerin, zeichnet sich aber ab, das die Flexibilität sich durchsetzt.

Dazu kommt, dass immer mehr Kindergarten Ganztagsbetreuung anbieten. Diese wird vom Land gefördert und besser bezuschusst. Allein 465 Erzieherinnen wurden neu eingestellt um die Ganztagesbetreuung auszubauen.

Die Schlussfolgerungen aus der Pisa-Studie machen eines klar: Qualität der Erziehung, wie zum Beispiel die Sprachförderung müssen in den Mittelpunkt gerückt werden.

Fischer: "Pisa sorgt für Akzeptanz für diese Qualitätsoffensive." Der Bildungsauftrag des Kindergarten ist heute unumstritten. Sozialkompetenz, Neugier und Fähigkeiten bei den Kindern sollen gefördert werden. Und dies wird in NRW durch eine Bildungsplanung festgeschrieben.

Nur früher Lesen und Schreiben zu lernen ist der falsche Weg, so Fischer. Kindergarten ist keine Vorschule. Dies ist durch Untersuchungen abgesichert. Die Pisa-Studie sagt ausdrücklich, dass Wissen nicht entscheidet ist für den späteren Erfolg im Leben, sondern zu lernen wie man lernt und wie man das Wissen anwendet.

Dadurch bekommt die individuelle Betreuung einen höheren Stellenwert. "Kinder am unteren Leistungsniveau müssen anders behandelt werden als Kinder am oberen Leistungsniveau. Der Spaß am Lernen geht sonst verloren. Den müssen wir wieder fördern und fordern."

Grundlage der Qualitätsoffensive ist eine bessere Aus- und Fortbildung der Erzieherinnen. Die Erziehung muss auf die Sprach- und Kompetenzentwicklung der Kinder ausgerichtet werden. Das Problem sind oft die ausländische Kinder. So beherrschen viele türkische Kinder weder Türkisch noch Deutsch. Ohne die Muttersprache zu können kann eine weitere Sprache nicht gelernt werden.

Deutsche Kinder sprechen auch oft ein verstümmeltes Deutsch. Der Grund dafür: Fernsehkonsum und mangelnde Kommunikation in den Familien und ein eklatanter Bewegungsmangel. Kinder sind nicht in der Lage sich zu bewegen und etwas im wahrsten Sinne des Wortes zu "begreifen". Die Antwort auf diese Mängel ist für die Ministerin klar: Eine ganzheitliche Bildung und Erzieherinnen sowie weitere Expertinnen, die die Mängel abstellen können.

Die Kindergarten in NRW sollen als ein soziales Frühwarnsystem, wo ganzheitliche Erziehung, Familienbildung und Erziehungsberatung zusammengefasst sind umstrukturiert werden. Der Ort für die Beratung der Eltern muss der Kindergarten werden.

Darauf aufbauend muss sich das Zusammenspiel von Kindergarten und Schule ändern. Einen konkreten Vorschlag brachte die Ministerin nach Erftstadt mit: Einschulungskonferenzen, wo Erzieherinnen und Lehrer der Grundschule zusammenarbeiten um eine weitere individuelle Förderung der Kinder zu sichern.

"Ich verknüpfe damit riesengroße Chancen", so Birgit Fischer, "die wir im Sinne der Kinder sofort umsetzen müssen."

Lob erfuhr die Vertreterin des Bundes, Helga Kühn-Mengel MdB durch die Ministerin. Die SPD-geführte Bundesregierung wird 4 Milliarden Euro für die Ganztagsbetreuung den Ländern zur Verfügung stellen. Geld, das für die Verbesserungen dringend gebraucht wird. Fischer: "Ich bin heilfroh, das der Bund mitmischt und Mittel zur Verfügung stellt für Ganztagsbetreuung", so Fischer.