
„Die Zeiten, in denen man annehmen konnte, dass Kinder und Jugendliche automatisch zum gesunden Teil der Bevölkerung gehört sind leider vorbei. Umfragen belegen, dass heute bis zu 20 Prozent der Jugendlichen an Kopfschmerzen, Magenschmerzen oder Rü-ckenschmerzen leiden; und wir stellen fest, dass 10 Prozent an ernsten psychischen Auf-fälligkeiten wie Lernstörungen und Verhaltensstörungen leiden“ so der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Guido van den Berg.
Die Sozialdemokraten im Erftkreis wollten erfahren, wie man diesem Problem entgegen-wirken kann und wurden im Nachbarkreis Neuss fündig. Vor Ort im Gesundheitsamt in Grevenbroich informierten sich Guido van den Berg und der Kreisvorsitzende der Ar-beitsgemeinschaft für Bildungsfragen, Horst Küstner über das Projekt „Hüpfdötzchen – Kindergarten in Bewegung“. Dort ist es gelungen, ein Bündnis zwischen Kindergärten, Eltern, Sportvereinen und Kinderärzten zu bilden, um eine gezielte Bewegungsföderung in kommunalen Betreuungseinrichtungen zu etablieren.
Birgit Müller vom Gesundheitsamt des Kreises Neuss: „Heute wissen viele Kinder gar nicht mehr, wie sich Mehl anfühlt.“ Sie sieht die Ursachen der Bewegungsdefizite von Kindern vor allem im gewandelten Verhalten der Mediennutzung, dem Wandel in den Familien-strukturen und dem Verlust von Freizeiträumen in der Natur. Die Folge seien nicht nur Auffälligkeiten im motorischen Verhalten sondern auch der Anstieg der Defizite bei der Konzentrations- und Konfliktfähigkeit.
Horst Küstner bestätigte den Einfluss der körperliche Entwicklung auf die Entwicklung von Persönlichkeit und Sozialkompetenzen von Kindern: „Die Auffälligkeiten werden meist erst in der Schule in Form von Lese- und Schreibschwierigkeiten festgestellt.“
Die Erftkreis-SPD will nun die Anstöße aus dem Kreis Neuss aufnehmen, wo sich bislang 69 Kindergärten an dem Bewegungsförderprojekt beteiligt haben. Birgit Müller: „Man darf die Bewegungsförderung nicht einfach mit Sport gleichsetzen. Wir haben uns ebenso mit Entspannungsübungen und Wahrnehmungsübungen befasst.“ Man habe mit Eltern, Kinderärzten und Erziehern Bewegung als integralen Bestandteil des Kindergartenalltags etabliert. „Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass man für viele Übungen keine separa-ten Turnräume benötigt, sondern auf den Flur zurückgreifen kann und wir haben festge-stellt, dass in den Gruppenräumen in aller Regel zu viele Tische stehen“ erklärt Birgit Mül-ler, die zahlreiche Fortbildungen gemeinsam mit der Deutschen Sporthochschule und dem Gemeindeunfall-Versicherungsverband durchgeführt hat.
Nach dem Gespräch in Grevenbroich stellten Guido van den Berg und Horst Küstener fest, dass die SPD die vorbildlichen Initiativen des Kreises Neuss auch im Erftkreis aufgrei-fen und eine entsprechende Expertenanhörung durchführen will.