
"Die Medien haben sich in den letzten Jahren in der politischen Berichterstattung sehr verändert" so der SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig auf einer von der SPD-Bergheim durchgeführten Diskussionsrunde. In einer schnelllebigen Zeit erhielten auch in den Nachrichten politisch bedeutsame Ereignisse oftmals nur noch wenige Sekunden Sendezeit. "Das sind nicht mehr Nachrichten, sondern eine Mischung aus Politik und Unterhaltung, nämlich Polittainment. Wichtiger als eine Debatte im Parlament ist der Auftritt bei Sabine Christian-sen", so Machnig.
"Bundespolitische Themen wie Alterssicherung oder Kindergelderhöhung haben immer auch einen regionalen Bezug. Dies der Öffentlichkeit im Erftkreis zu vermitteln, betrachte ich als Aufgabe als Politikerin", so die Bundestagskandidatin Gabriele Frechen. Früher hätten Politiker allerdings noch Minuten zur Verfügung, um komplexe Sachverhalte zu erklären. Heute müssten sie jedes noch so schwierige Problem in dreißig Sekunden vermitteln.
Machnig stellte einen "kollektiven Gedächtnisverlust" fest. Keiner wisse mehr, dass in den letzten vier Jahren das Wirtschaftswachstum deutlich über den Durchschnitt der 90iger Jahre lag, die Arbeitslosenzahlen um 430 Tausend gesenkt und die Neuverschuldung drastisch gekürzt wurde. Auch das Thema Kindergelderhöhung sei nach 4 Wochen bereits vergessen gewesen. Dies habe eine von der SPD in Auftrag gegebenen Studie ergeben. Auch beob-achte er eine zunehmende Politisierung des Journalismus. Viele Journalisten unterschieden nicht mehr zwischen Bericht und Kommentierung. "Wenn Schröder eine Grundsatzrede hält, sagt man hier: das ist Wahlkampf. Wir wollen nicht instrumentalisiert werden. In Amerika dagegen wird Wahlkampf als notwendiger Teil der demokratischen Auseinandersetzung verstanden. Medien berichten sehr ausführlich", so Machnig. "Menschen erinnern sich nicht mehr" bestätigte Andreas Houska, Chefredakteur von Radio Erft. Als Journalist habe man sich allerdings immer auch nach dem Nachrichtenwert zu fragen. "Unsere Leser sind unsere Kunden und wir wollen auch auf ihre Bedürfnisse eingehen". Ob sie bereit sei, sich wie Möl-lemann zu inszenieren, wollte Moderator Guido van den Berg von der SPD-Bundestagskandidatin Gabriele Frechen wissen. "Als Politikerin will ich, dass die Medien über mich berichten, um die Menschen zu erreichen. Meine Grenze wäre allerdings erreicht, wenn ich im Big Brother auftreten müsste. Schließlich will ich jeden Morgen in den Spiegel schauen können", so Frechen.