
Zu den Versuchen einiger Mediziner die Brustselbstuntersuchung als ersetzende Alternative zum qualitätsgesicherten Mammographie-Screening zu propagieren, erklärt die Berichterstatterin für Frauengesundheit der SPD-Bundestagsfraktion, Helga Kühn-Mengel, MdB:
Anstatt die Frauen über den derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu informieren, unternehmen einige Ärzte und Ärztinnen den Versuch, Patientinnen durch Fehlinformation für ihre Interessenpolitik einzuspannen.
Brustselbstuntersuchungen sind keine Alternative zum qualitätsgesicherten Mammographie-Screening – sie sind eine Ergänzung. Hier erwecken einige gestrige Mediziner einen falschen Eindruck.
Aktueller wissenschaftlicher Stand ist:
Die qualitätsgesicherte Mammographie ist die Methode, mit der Brustkrebs am häufigsten entdeckt wird, noch bevor er zu tasten ist. Ein Mammographie-Screening senkt in jedem Fall für die Frauen zwischen 49 und 69 Jahren, die an einem solchen kontrollierten Programm teilnehmen, das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, weil es den Diagnosezeitpunkt vorverlegt.
Eine internationale Arbeitsgruppe der WHO (International Agency for Research on Cancer), besetzt mit 24 hochrangigen Wissenschaftlern, hat es vor wenigen Tagen veröffentlicht: Die vorliegenden Studien liefern ausreichende Beweise für die Wirksamkeit des mammographischen Screenings bei Frauen zwischen 49 und 69. Die Senkung der Brustkrebssterblichkeit durch ein Screening-Programm wurde für diese Gruppe mit etwa 35 Prozent angegeben. Dagegen kam die Arbeitsgruppe überein, dass die Beweise dafür unzureichend seien, dass die Selbstuntersuchung der Brust die Sterblichkeit an Brustkrebs senken könnte.
Und gestern wurde es auch auf einer Veranstaltung der Strahlenschutzkommission des Bundesumweltministeriums dargestellt: Auch sie kommt in ihrem aktuellem Gutachten zu dem klaren Ergebnis, dass der zu erwartende Nutzen das geringe Risiko durch die Strahlenbelastung überwiegt.
Wenn einige Mediziner aus dem Modellprojekt Mammographie-Screening in Wiesbaden aussteigen, so ist das ihre freie Entscheidung – es ist aber eine verpasste Chance, Transparenz und Qualität in das Gesundheitssystem zu bringen. Mediziner dürfen die Frauen aber nicht länger durch Fehlinformation verunsichern, um sie für Ihre Interessenpolitik einzuspannen, um sie für den Verteilungskampf innerhalb der Ärzteschaft zu missbrauchen. Diesen Versuchen muss mit einer objektiven, wissenschaftlich fundierten Information begegnet werden!