„Ich werde meine Finanzen offen legen“

Bild von Gabriele Frechen

Gabriele Frechen (45) kandidiert für die SPD erstmals fürden Deutschen Bundestag als Nachfolgerin von Klaus Lennartz im Wahlkreis 92. Im Gespräch mit der Rundschau nimmt sie Stellung zum Spendenskandal der Kölner Parteifreunde.

Frage: Frau Frechen, Ihre Kandidatur steht unter keinem guten Stern. Was glauben Sie, wieviele Stimmen wird der Spendenskandal Sie kosten?

Frechen: Das weiß ich nicht. Ich bin ja ganz neu und unverbraucht im Geschäft. Sicher ist nur, das schlägt auf alle Parteien durch. Ich fürchte, viele Wähler gehen nicht zur Wahl.

Frage: Die Heugel-Affäre wegen des Aktienkaufs war im Kommunalwahlkampf 1999 mit ein Grund für den starken Einbruch der SPD im Erftkreis. Haben Sie Angst, es könnte wieder so kommen?

Frechen: Ich meine, die Bundestagswahl ist etwas
anderes. Ich baue mir da einen Selbstschutz auf. Ich will das auch nicht richtig wahrhaben, was da gerade passiert. Ich jedenfalls habe damit nichts zu tun.

Frage: Nach der Wahl zur SPD-Kandidatin haben Sie
dieser Zeitung gesagt, Sie wollen einen Wahlkampf mit gläsernen Taschen, die Finanzierung der Kampagne werde offen gelegt. Stehen Sie noch dazu?

Frechen: Ich werde meine Finanzen offen legen. Das tue ich zwar nicht in den nächsten Wochen. Aber in den letzten zwei, drei Tagen vor der Wahl werde ich auf meiner Homepage informieren. Da mache ich kein Geheimnis draus.

Frage: Der Bundestagsabgeordnete Klaus Lennartz hatte wegen seiner guten Kontakte vor Wahlkämpfen mit dafür gesorgt, dass viele Spenden in die Parteikasse flossen. In diesem Jahr wird weit weniger zu holen sein. Wie finanzieren Sie nun den Wahlkampf?

Frechen: Mit Geldern aus der Parteikasse, dazu kommt ein Umlagebeitrag aus den Ortsvereinen, einen Teil werde ich selbst bezahlen und dann rechne ich mit Spenden. Es ist aber klar, dass jetzt weniger Spenden fließen werden.

Frage: Haben Sie schon Unternehmen oder Personen
wegen Spenden angesprochen?

Frechen: Ich habe es noch nicht getan. Im Moment fehlt mir auch einfach die Lust dazu. Aber ganz ohne Spenden wird es wohl nicht gehen.

Frage: Sollte man im Zuge der Kölner Affäre nicht ganz darauf verzichten?

Frechen: So gut ausgestattet ist die Wahlkampfkasse einfach nicht. Wir haben im Vergleich zu vorherigen Wahlkämpfen erheblich abgespeckt. Wir werden viel weniger Material verbrauchen, als bei den Wahlkämpfen von Klaus Lennartz. Hochglanzbroschüren und andere Sachen liegen mir einfach nicht so. Ich will mit den Leuten direkt ins Gespräch kommen.

Frage: Schließen Sie aus, dass die Kölner Affäre in den Erftkreis schwappen könnte?

Frechen: Ich schließe das aus. Ich bin immer noch froh darüber, dass Hardy Fuß in meinem Wahlkampfteam ist. Und da bleibt er auch drin.

Frage: Aber es wird doch auch gegen den Landtagsabgeordneten Hardy Fuß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit seinem Job als Geschäftsführer bei einer Trienekens-Tochter ermittelt?

Frechen: Das macht mir menschlich sehr viel Sorge. Ich habe mitbekommen, wie schnell man in sowas reingerät. Ich glaube nicht, dass Hardy Fuß etwas Falsches getan hat. Ich habe schon oft mit ihm über Werte diskutiert. Dass an den Vorwürfen etwas dran wäre, das passt einfach nicht zu ihm.

Frage: Herr Fuß hält sich ja bedeckt. Haben Sie mit ihm über die Sache gesprochen?

Frechen: Er hat mir gesagt, da ist nichts dran. Egal, was er jetzt öffentlich sagen würde, man könnte es so oder so auslegen. Erst wenn die Staatsanwaltschaft die Akten schließt, ist es zu Ende.

Frage: Halten Sie es für unbedenklich, wenn
Mandatsträger bei Firmen angestellt sind, die wiederum geschäftliche Kontakte mit dem Erftkreis und seinen Kommunen pflegen?

Frechen: Solange alles sauber bleibt, finde ich das nicht problematisch. Hardy Fuß weiß, wo er die Grenze ziehen muss. Besonders glücklich ist diese Kombination natürlich nicht. Ein Job, der etwas weiter weg wäre vom Erftkreis,wäre sicher glücklicher.

Frage: Welche Konsequenzen fordern Sie für die
schwarzen Schafe in ihrer Partei?

Frechen: Ich bin in diesem Punkt erbarmungslos und
radikal. Wer betrogen hat und Steuern hinterzogen hat, der muss sein Mandat niederlegen. Menschlich tut mir das vor allem leid für Jan Marc Eumann, den ich persönlich kenne.Wenn er aber eine Quittung angenommen hat, ohne zu spenden, dann muss auch er sein Mandat niederlegen.