
"Plötzlich ist man wahlberechtigt und weiss nicht einmal, wie eine Wahl abläuft," sagt Tim Vermijlen. Der 18-Jährige geht auf die Bedburger Realschule. "Eine Stunde Politik in der Woche reicht einfach nicht aus, um sich zurecht zu finden." Der gleichen Meinung ist auch seine Mitschülerin Mareike Brand (16). Die beiden informierten sich am Sonntag in der Brühler Erich-Kästner Realschule über die "Juniorwahlen 2002".
"Der Schwerpunkt liegt in der politischen Bildung, die Lehrer sollen die Schüler auf die Wahl vorbereiten", erklärte Gerald Florian Wolff vom Berliner Verein "Kumulus", der das bundesweite Projekt organisiert. Die Schüler sollen Wahlplakate analysieren, die Programme der einzelnen Parteien studieren und dann, eine Woche vor der eigentlichen Bundestagswahl, ihre Stimme online abgeben. Natürlich haben ihre Stimmen keine Auswirkung auf die "wahren" Ergebnisse. Aber nach der Wahl werden die Ergebnisse besprochen.
Ziel ist, Interesse für das politische Geschehen und ein Demokratieverständnis zu wecken.
Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel und Bundestagskandidatin Gabi Frechen, beide SPD, hatten Prof. Dr. Heinz-Werner Poelchau, Referent für politische Bildung im Bildungsministerium Nordrhein-Westfalen, eingeladen. "Eine internationale Studie von 1999 hat ergeben, dass nur 67 Prozent der minderjährigen Schüler in Deutschland bereit sind, im Erwachsenenalter zur Wahl zu gehen," betonte Poelchau. "Daher muss alles dafür getan werden, dass bei den Jugendlichen mehr Wahlbereitschaft entwickelt wird." "Wenn die Jugendlichen die politischen Inhalte kennen, dann macht ihnen auch das Wählen Spaß", bekräftigte Gabi Frechen. Auch Helga Kühn-Mengel sieht die Juniorwahlen als "gute Chance". Die Schulen im Erftkreis stünden dem Projekt aufgeschlossen gegenüber. Der Schule mit der höchsten Wahlbeteiligung im Erftkreis winkt ein Besuch im Bundestag.