von Bernd Rupprecht
Das Marschtempo für die SPD im Jahr der Bundestagswahl hat Unterbezirksvorsitzender Hans Krings gestern im Hürther Bürgerhaus vorgegeben: "Als gelernter Langstreckenläufer weiß ich, wie wir erfolgreich sein werden: Mit ruhigem Tritt starten, in der Mitte Fahrt
Ob Krings Taktik die SPD zu ähnlich guten Wahlergebnissen führt, wie sie es in der Vergangenheit gewohnt war, das werden die Sozialdemokraten an der Erft am Abend des 22. September schwarz auf weiß präsentiert bekommen.
Einigen Parteifreunden geht der Neuanfang nach Klaus Lennartz nicht schnell genug. Das weiß auch Krings. Doch gestern versprach er vor der Presse, "dass die Unzulänglichkeiten, mit denen wir nun seit zwölf Wochen leben mussten, der Vergangenheit angehören".
Vor allem meinte er damit, dass auf dem Stuhl des Kreisgeschäftsführers seit Wochen niemand mehr gesessen hat. Engelbert Seuren war Ende des vergangenen Jahres als Geschäftsführer zur Euskirchener SPD gewechselt – gestern nun stellte Krings den neuen Geschäftsführer Günter Freitag vor.
Für den 37-jährigen unverheirateten Mann ist der Erftkreis ein unbeschriebenes Blatt. Freitag hat seine politische Heimat im SPD-Unterbezirk Duisburg. Sechs Jahre arbeitete er als Referent des SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Pflug.
In Kürze zieht er nach Otzenrath bei Jüchen, langfristig will er sein Domizil in den Erftkreis verlegen.
"Ich musste als Rheinländer wieder zurück in die Heimat", sagte Freitag. Er wolle mit dazu beitragen, die Parteimitglieder für den Wahlkampf zu motivieren. Mindestens eine Neuerung hat Freitag schon ins Auge gefasst. Ihm ist die Computerausstattung der SPD-Geschäftsstelle offenbar nicht modern genug.
SPD-Vorsitzender Hans Krings hat das mit Überraschung zur Kenntnis genommen. "In einem Technologiekreis kann es doch eigentlich nicht sein, dass wir für Nachrichtenübermittlungen Disketten von einem zum anderen Computer tragen müssen."
Gemeinsam mit den Unterbezirks-Vorstandskollegen Guido van den Berg und Bernhard Hadel erläuterte Krings den Finanzrahmen und Inhalte für den Wahlkampf. "Das Budget aus dem Jahr 1998 von rund 343.000 Mark werden wir nicht erreichen", meinte Hadel.
Spendenaufkommen und Zuschüsse würden wohl geringer ausfallen. Von der Kreis-Parteikasse würden knapp 80.000 Euro zur Verfügung gestellt. Dazu kämen Eigenanteile der beiden Kandidaten, Spenden und Zuschüsse des Bezirks Mittelrhein.
Die Themen Bildung (Pisa-Studie), Innere Sicherheit (Wohnungseinbrüche), Zuwanderung, Familien- und Sozialpolitik (Arbeit statt Sozialhilfe) sowie Wirtschaft sollen vordringlich behandelt werden.
Die SPD plant öffentliche Veranstaltungen beispielsweise zu den Themen Zuwanderung – mit einem Experten der Bundestagsfraktion – und zur Inneren Sicherheit: Krings kündigte an, dass im Juni oder Juli der NRW-Innenminister nach Kerpen kommen werde.