1:0 für den Erftkreis und 4:2 für Deutschland

Guido van den Berg

"Es kam kein schlagkräftiges Argument für eine Umbennenung des Erftkreises in Rhein-Erft-Kreis", so Hans-Joachim Lips aus Alt-Hürth. Lips war einer der wenigen Bürgerinnen und Bürger, die am Mittwochabend die Podiumsdiskussion der Kölnischen Rundschau über Für und Wider einer Umbennung des Erftkreises neben den Vertretern der Parteien verfolgte. "Am sachlichsten fand ich noch Marcel Wüst, der sich für eine Umbennung aussprach unter dem Vorbehalt, daß es nichts kosten darf", so Lips.

Gerade der SPD-Vertreter auf dem Podium, Guido van den Berg betonte dies auch deutlich. "Es gibt wichtigere Themen", so das Kreistagsmitglied. Guido van den Berg brachte zum Ausdruck, daß ihn die alten Debatten der 70er Jahre über die kommunale Neugliederung nicht interessierten. Er sei 1975 geboren und kenne nur den Erftkreis in seiner heutigen Form. „Die Menschen fragen uns doch zu recht, ob wir im Kreistag nichts bessere besseres zu tun haben als über Tourismuskreis, Mühlenkreis, und neue Namen für den Kreis zu diskutieren. Die wichtigere Themen: wie Stärkung der Wirtschaftskraft im Kreis, den weiteren Ausbau zu einem Medienkreisl, wie die bessere Ausstattung unserer Schulen mit Computern oder die Ausbildungssituation im Erftkreis bleiben so auf der Strecke“ stellte der SPD-Kreistagsabgeordnete heraus.

Guido van den Berg fordert vom Landrat ein, endlich bei der Namensfrage eine substantielle Debatte mit Kosten-Nutzen Abwägungen zu beginnen: „Wir brauchen doch keine Umbenennung der Umbennennung wegen.“ Der Erftkreis sei bereits eine „eingeführte Marke“ und im übrigen halte er den Zusatz Rhein aus Marketinggesichtspunkten für wenig orginell. Guido van den Berg: „Der Rhein ist über 1000 km lang und sehr viele außerhalb der Region führen die Flußbezeichnung ebenfalls im Namen: der Rhein-Neckar-Kreis, der Rhein-Hunsrück-Kreis, der Rhein-Lahn-Kreis, der Rhein-Main-Kreis, Rheinzabern, Rheinböllen, das Bundesland Rheinland Pfalz, Rheinfelden, Rheineck – die letzten beide liegen übrigens in der Schweiz.“

Der Sozialdemokrat hatte übrigens getestet wie internetttauglich die Namen sind: „Wenn man in eine internationale Suchmaschine im Internet den Rhein eingibt erhält man eine knappe halbe Million verschiedene Hinweise, bei der Erft sind es 477. Es wird schwierig werden, einen Rhein-Erft-Kreis unter so vielen Mitbewerbern herauszufiltern.“

Für Guido van den Berg sollte man in dieser Frage die Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen lassen: „Wenn ich im Ausland gefragt werde, wo ich herkomme, antworte ich: aus Köln. International macht es nur Sinn mit Domspitzen und mit Köln zu werben. Der neue Name müsste dann logischer Weise Kreis Köln heißen, so wie es Aachen und den Kreis Aachen gibt. Wir sollten also zuerst alle Vorschläge sammeln und dann die Bürgerinnen und Bürger entscheiden lassen. Das wäre ein ordentliches demokratisches Verfahren“ Der SPD-Mann ist der Meinung, daß es ja wohl keinen Sinn mache immer über den Namen des Kreises neu zu diskutieren, wenn sich die politischen Mehrheitsverhältnisse im Kreistag geändert haben.

Die Kostenschätzung über 300.000 DM wurde von Guido van den Berg bestritten: „Völlig unberücksichtigt sind die zusätzlich entstehenden volkswirtschaftliche Kosten für Firmen, für Vereine und Institutionen. Geändert werden müssen Briefpapiere, Frankiermaschinen, Webseiten, zahlreiche Datenbankeinträge, jede Menge Broschüren, alle Karten und alle Satzungen. Wenn man nur Ortsschilder mit Aufklebern versehen will, rechnet man sich das schön.“ Und wenn ein neuer Name gefunden werden sollte, so "müßten weitere Namensvorschläge aufgegriffen und den Bürgerinnen und Bürgern zur Abstimmung vorgelegt werden."

Nicht ganz so ernst wie viele Politiker nahm Henning Krautmacher von den Höhnern die Diskussion. Er fühle sich als Rheinländer und als Stommelner und hoffe, daß nicht so lange diskutiert werde bis der Erftkreis nach "Düsseldorf" benannt werde.

Einige Zuschauer gingen vorzeitig nach Hause, um das Fußball-Länderspiel zu verfolgen. Verübeln kann man es ihnen nicht, da es wirklich wichtigere Dinge gibt als einen neuen Kreisnamen. Fazit des Abends: 1:0 für den Erftkreis und 4:2 für Deutschland.