Es ist nicht durchdacht

Was halten Sie von einem solchen Bauvorhaben?

Bender: Vorweg gesagt: kaum etwas. Es ist nicht durchdacht. Eine städtebauliche Abwägung ist nicht zu erkennen. Deshalb hat mich der Mut von Herrn Reiter, ein solches Projekt im Außengebiet am Ortseingang von Efferen realisieren und durchsetzen zu wollen, erstaunt und überrascht. Die Stadtentwicklung und Stadtgestaltung in Hürth hat bisher bewußt auf Hochhäuser verzichtet. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß in Zukunft von diesem Grundsatz abgewichen werden soll. Der Ortseingang von Efferen und die Nutzungen entlang der Luxemburger Straße bieten sicher überwiegend ein trostloses Bild, dass vordringlich verbessert werden muß. Dazu gehört aber mit Sicherheit kein Hochhaus à la Reiter. Ein Hochhaus am Ortseingang von Efferen würde nicht nur das Stadtbild von Efferen und die Anwohner störend beeinträchtigen sondern auch wie ein Fremdkörper zum nahe gelegenen Grüngürtel wirken. Das Projekt von Herrn Reiter hat in meinen Augen nichts mit zukunftsorientiertem Bauen zu tun. Hier soll ein Grundstück mit höchst möglicher Ausnutzung und höchstmöglichem Nutzen und ohne Rücksicht auf Nachbar- und Allgemeininteressen bebaut werden. Das lehne ich ab. Die Vorstellung dieses nicht durchdachten und nicht abgewogenen Projektes im letzten Planungsausschuß führte deswegen verständlicher Weise auch zu Kritik und Unruhe in der Bevölkerung.

Welche Auswirkungen sehen Sie für die Stadtentwicklung und die Stadtgestaltung?

Bender: Das Grundstück liegt im Außengebiet und an der freien Strecke der B 265. Eine Flächennutzungsplanänderung würde den bisherigen Zielsetzungen des Flächennutzungsplanes nicht entsprechen und einseitig einen Entwicklungsschwerpunkt setzen. Die Entwicklung der Stadt und der Stadtgestaltung in der Stadtmitte als auch in den Stadtteilen hat sich bisher geordnet, harmonisch und einfügend vollzogen. Das muß auch so bleiben. Die vom Rat der Stadt Hürth beschlossene Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes darf durch ein solches Projekt nicht vorbelastet werden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß die Baulastträger der B 265 und der BAB A 4 dem Vorhaben zustimmen werden. Zur Zeit liegt das Grundstück an der freien Strecke der B 265, zu der ein absolutes Anbauverbot von 20 Metern besteht. Für die geplante Zufahrt gegenüber vom Höningerweg wäre eine Sondernutzung erforderlich. Eine Verlagerung der Ortsdurchfahrt zur Autobahn hin dürfte mit Rücksicht auf die Belastung der B 265 und aus Verkehrssicherheitsgründen nicht vertretbar sein. Ebenso wird das Autobahnamt sicher sorgfältig darauf achten, daß die Autofahrer durch die Bebauung nicht abgelenkt werden.

Würden anstehende Projekte wie z.B. der geplante Boulevard und die Gewerbegebiete Hürth-Nordost und Kalscheuren berührt bzw. benachteiligt?

Bender: Entgegen den Beteuerungen von Herrn Reiter muß befürchtet werden, daß die beabsichtigten Nutzungen für andere in Hürth anstehende Projekte eine nicht gewollte und nicht vertretbare Konkurrenz darstellen und diese möglicherweise sogar gefährden. Das gilt für den Boulevard und das Einkaufszentrum ebenso wie für die Gewerbegebiete in Hürth-Nordost und Kalscheuren. Zur Ausräumung von Bedenken müßte zunächst eine sorgfältige Bedarfsanalyse durchgeführt werden.

Wie stehen Sie zu den Bedenken von Anwohnern und Bürgern?

Bender: Ich sehe es als sehr positiv an, daß die Bürger das Geschehen und die künftige Entwicklung in Hürth mit wachen und kritischen Augen verfolgen. Das macht deutlich, das die Bürger an wichtigen ihre eigene aber auch die Zukunft Hürths berührende Angelegenheiten beteiligt werden wollen. Die Anwohner, aber auch viele Bürger in Hürth fühlen sich benachteiligt und haben dafür kein Verständnis. Es ist deswegen gut, daß sich Bürger in diesem frühen Stadium zu Wort melden und zur Wehr setzen, bevor grundlegende und unumkehrbare Entscheidungen getroffen werden.

Wäre es nicht sinnvoll die Bürger frühzeitig an der Entwicklung und Gestaltung des Gebietes zu beteiligen?

Bender: Das ist richtig. Die Hürther SPD legt Wert auf eine frühzeitige Beteiligung der Bürger und fordert diese. Für die künftige Entwicklung des Gebietes zwischen Kaulardstraße und Autobahn soll nach unserer Auffassung ein Workshop durchgeführt werden, an dem die Bürger aktiv beteiligt werden. So können die Interessen früh auf einander abgestimmt werden.

Herr Bender, wir danken Ihnen für das Gespräch!